Sonntag, 28. Juli 2013

Irish Blessing von Joe und Lilly

May the road rise to meet you -

May the wind be always at your back -

May the sun shine warm upon your face and the rain fall soft upon your fields -

And until we meet again -

May God hold you in the hollow of his Hand.

Traditional Irish Blessing

Zum Abschied geschenkt von Lilly and Joe, Arklow Ireland, Juli 2013

Samstag, 6. Juli 2013

Grüsse aus Fort William, West Highlands Scotland

Ahoi nach Hause!

Bei mildem Sonnenschein und warmen 20 Grad liegen wir gemütlich geschützt vor der letzten Schleuse des Kaledonischen Kanals am grünen Waldrand. Nur das Rauschen in den Bäumen lässt vermuten wie es draussen in der Bucht und erst auf der irischen See chuutet (Gale Warning, SW Forth 9), natürlich wiedermal voll auf unsere Bugnase! Doch der Wind gibt zunehmend ab und damit wird sich dann bald auch die See beruhigen, denn morgen wollen wir aus diesem Loch heraus, endlich wieder ins Salzwasser!

Gemütlich waren die Tage auf dem geschützten Kanal und auf den vier schönen Lochs. Auf Loch Ness ankerten wir über Nacht und warteten vergebens aufs Nessi; besuchten das Castle Urquart, unternahmen kleine Velotürlis und besuchten die Whiskey Brennerei Ben Nevis und mögen seither sogar ein bisschen dieses Feuerwasser. Die 27 Schleusen haben wir ohne Kratzer gemeistert. Safari Njema hat zum Schutz ein Röckli und Fenderbretter bekommen. In den Schleusen war Grossbetrieb und es herrschte reges Treiben. Die Schleusenwarte zeigten sich sehr hilfsbereit und zuvorkommend und freuten sich über die erste durchziehende Schweizer Segelyacht dieser Saison. Diese ruhigen Kanaltage mit Touristenprogramm nahmen wir nach den herausfordernden Wochen seit unserem letzten Logbuch Auszug gerne zur Erholung an.

Denn mit dem Start zur Nordsee Ueberfahrt gings dann plötzlich schnell. Noch am Sonntag unternahm Sven alles Mögliche, um unseren Motor wieder rund zum Laufen zu bringen. Mit telemech Hilfe von Hanspeter konnten wir unsere Motor Sorgen besprechen und erhielten wertvolle Tips.  Der Motor war am Abend wieder zusammengestöpselt und lief. Zur Belohnung gabs einen langen Spaziergang am wunderschönen Sandstrand von Thyborön mit Lage- und Wetterbesprechung. Nachts um 03.30 Uhr hats Gerda im Bisi gspürt und checkte nochmals die Wetterlage, Sven kam dazu und der Entscheid fiel: Montag 11.00 Uhr auslaufen nach West. Danach war die Nachtruhe nicht mehr ganz herzustellen. Wir beide waren sehr gespannt auf die für uns bisher längste Ueberfahrt. Im Halbschlaf wurde die Nordsee immer düsterer und Schottland schien immer weiter vom europäischen Kontinent wegzutreiben…
Aber wir wollten das von Schottland heranziehende Hochdruckgebiet nutzen: Vor dem Hoch stand NW Wind, welcher uns auf einen Umweg vorerst nach SW zwang, um später südlich des Hochs den sich von von NE über E nach S drehenden Wind zu nutzen. Zwar freuten wir uns nicht gerade auf den Umweg, jedoch waren dafür für die nächsten drei Tage zumindest keine Wetterwarnungen vorhanden und ab Freitag war erneut Starkwind von W angekündigt. Also nix wie los oder weitere 5 Tage mindestens warten.
Bei Sonnenschein auszulaufen ist schon mal immer gut für den Start einer Ueberfahrt. Es beruhigt die aufgeregten Gemüter – leider aber nicht unbedingt deren Bäuche. Nach 3 Stunden wurde Gerda grün und fütterte für die nächsten 20 Stunden die Fische. Oje, so stark hatte die Seekrankheit noch nie zugeschlagen. So ein elendes Gefühl und Unbehagen. Knapp konnte sie wenigstens die Wachen einhalten, danach besserte sich langsam der Zustand und der Brechreiz war endlich unterbrochen. Sven kochte das allerbeste Mittagessen: Stocki mit Büttelibratensauce und Büchsen Erbsli und Rüebli! Ab dann war alles wieder gut! J
Die 72 Stunden bis Peterhead erlebten wir in unserer ganz eigenen Welt. Das Meer ist ja soooooooo weit und gross! Der Horizont und der Himmel soooooo übermächtig gross und wir waren ganz einsam da mit unserer Safari Njema und schaukelten im gemütlichen Tempo immer dem Westen entgegen. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Nur Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, Müdigkeits- und Hungergefühle, Schlafen, Essen, Hörbuch hören, Ausschau halten. Keine Aussenkontakte mehr, einzig die Navtex Meldungen blieben als Inputs von dem Rest der Welt übrig. Zum Glück kamen keine bedrohlichen Wetterwarnungen, die Situation hielt sich stabil wie vorausgesagt, ausser, dass der Wind schwächer wurde als angekündigt, bis er dann noch ganz einschlief. Da hockten wir auf der sturmbekannten rauen Nordsee in der Flaute auf dem platschflachen Wasser! Jae nei, gibt’s doch gar nicht! Also hiess es für eine lange Strecke motoren, dazwischen Segel hochziehen um auch die kleinste Brise zu nutzen.

Zwischendurch streckte ein Seehund seinen Kopf aus dem Meer und blinzelte uns verwundert an oder es zogen ein paar Delfine an uns vorbei, dann wieder lange nichts. Nach halber Stecke sahen wir in der Ferne Bohrinseln, zwischendurch zog am Horizont ein Frachter oder Tanker vorbei. Wir sahen sie, sie aber wohl kaum uns. Nach der dritten Nacht sahen wir am Morgen am Horizont einen Dunststreifen und etwas später etwas Dunkelgrünes: Land in Sicht! Scotland ahead! Jupidui, ist das ein überwältigendes Gefühl, es wirklich geschafft zu haben und erst noch am richtigen Punkt, nämlich Peterhead zu landen! Mit dem letzten Dieselresten, übermüdet aber gesund und zufrieden liefen wir in die Peterhead Marina ein, banden unsere treue Safari Njema sicher fest, schafften noch einen Spaziergang ins Pub und stiessen mit einem Scottish Ale auf unsere gelungene Ueberfahrt an, dann fielen wir hundemüde in einen 14stündigen nonstop Erholungsschlaf.

Hatten wir ursprünglich gedacht, dass mit der Nordsee Ueberfahrt vorerst die schwierigste Etappe gemeistert sei, lehrten uns die nächsten Segeltage anderes. Konstant zog SW Wind über Schottland daher. Uns wurde der Weg nach Westen nicht einfach gemacht. Zudem konnten wir wenig bis kaum unterstützende Strömungen finden. Bei akzeptabler Windstärke zogen wir los, um den für uns nördlichsten Punkt mit Leuchtturm Ratray Head zu runden und in den Moray Firth, die grosse Bucht mit Endpunkt Inverness, zu gelangen. Unser erstes Etappenziel war Buckie: Das kleine Städtchen mit einem monströs grossen Hafen mit 200jährigen, dicken Mauern, welche den Schiffen auch beim stärksten Sturm Schutz bieten, bot uns eher einen trostlosen und traurigen Anblick. Früher lebte die Gemeinde von der Fischerei. Heute steht kein einziges Fischerboot mehr im Hafen. Die Hafenbecken sind leer, die Gewässer östlich von Schottland sind leergefischt.

Zum Glück gibt es dort aber noch eine Werft, wo wir einen tüchtigen und erfahrenen Mechaniker fanden, der nochmals in Safari Njemas Motor schaute, denn dieser lief auch nach allen bisherigen Anstrengungen nicht rund. Er überprüfte die Einspritzdüsen, testete den Druck, reinigte sie. Vorerst läuft der Motor wieder besser und liess uns wie unten beschrieben auch in heiklen Situationen nicht im Stich.
Immer bei SW Wind gegenan erreichten wir das hübsche Städtchen Lossiemouth. Dieses Dörfli hat’s besser gemacht, hat den alten, nicht mehr benutzten Fischerhafen umgebaut und für Sportboote eingerichtet. Nun ist er als hübscher Seglerhafen bekannt und bekommt entsprechend Gäste.
Die letzte Etappe nach Inverness hatte es in sich: In der sich zuspitzenden Bucht Moray Firth , welche in einem Nadelöhr zwischen Fort George und Fortrose und schlussendlich in der Flussmündung Ness unter der Kessock Bridge bei Inverness endet, gibt es Tidenstrom, der sich in der Richtung und Stärke je nach einlaufendem oder auslaufendem Wasser ständig ändert. Zudem ist die innere Bucht von Inverness sehr seicht und trocknet bei Ebbe teilweise aus. Wir hatten uns drei Wegpunkte gesetzt, um zu planen, dass wir zur richtigen Zeit mit dem richtigen Strom am richtigen Ort zu sind. Mit unserem Plan ging vorerst alles auf. Aufkreuzen gegen den SW Wind kannten wir ja bereits von den vergangenen Tagen. Kurzfristig legte sich gar der Wind, so dass wir im glatten Wasser sogar einen Minkwal und Delfine sehen konnten. Doch kaum hatten wir den ersten Wegpunkt und damit die einsetzende starke Strömung in die enge Bucht erreicht, frischte es zunehmend auf. Zuerst mit 4 Bft, dann zunehmend auf 5 – 6 Bft und an der engsten Stelle dann gleich mal auf 7 BFT mit 31  Knoten Wind gegen an. An Aufkreuzen unter Segeln in diesem engen Gebiet war  nicht mehr zu denken, also kreuzten wir unter Motorhilfe mit dem Gross gegen die sich giftig aufbauenden steilen Wellen an. Es wurde immer ungemütlicher und nasser … und dann rissen sich vom Druck die Mastrutscher des Grosssegels aus der Nut und wir durften unter Gefahr, dass das neue Grossegel reisst, in diesem Wellengang das Grosssegel bergen. Wohlverstanden ist es in diesen Bedingungen alles andere als gemütlich, am Mast herumzuhantieren. Sven blieb cool und liess sich, natürlich immer von der Lifeline gesichert, nicht von den heranschwemmenden Wellen wegwaschen. Das Gross war endlich ohne Schaden geborgen. Nun musste das kleine Vorsegel den Job übernehmen und so kämpften wir uns zwei Stunden lang in diesem Whirlpool nach Inverness vor. Das Fahrwasser konnten wir bei diesen Bedingungen nicht einhalten und mussten also so schnell wie möglich, solange es noch genug Wasser vor der ablaufenden Flut hatte, immer enger in die Bucht kreuzen. Zum Glück hatten wir den Strom noch immer, wie berechnet mit uns, was uns einerseits fürschi brachte, andererseits mit der Grund war, dass sich diese hohe steile See überhaupt aufbauen konnte.

Figufertig und erleichtert liefen wir abends um 20 Uhr durchnässt in den Hafen von Inverness ein und erhielten ein Willkommensgeschenk: Ein Delfinmami, führte ihr Baby in der Hafeneinfahrt vor und die beiden begleiteten uns bis in die Marina hinein. Den beiden war’s da draussen vielleicht auch zu schaukelig gewesen ….

Tja, an diesem Tag hat‘s noch einige andere Yachten verchutet, wie wir später beim Hafenplausch feststellten. Der aufbrausende Wind wurde in keinem Wetterbericht nur annähernd so vorausgesagt. Für uns war es eine weitere Lektion im Starkwind segeln und Vertrauensförderung in unsere Safari Njema mit dem guten Kollegen Motor im Bauch … J!
Uebrigens wird’s ab Morgen Sonntag Sommer in Schottland: Es werden erneut 20 Grad erwartet!
Euch allen auch schöne und hoffentlich warme Sommertage!

Liebe Grüsse

Safari Njema und Crew