Freitag, 19. Juni 2015

Durch den Cape Cod Canal nach Boston

Entlang der Neu England Küste finden wir ein vielseitiges Segelgebiet. Wir angeln uns über das Kap Cod (Kabeljau) nach Norden, nutzen allerdings die Abkürzung durch den Cape Cod Canal und schiffeln so durch beschauliche ruhige Örtchen, die im Hochsommer zu Ferien Destinationen werden. Wir treffen unentwegt auf freundliche Menschen, kriegen Mitfahrgelegenheiten oder nette lokale Geschichtchen erzählt. Es macht Spass, so unterwegs zu sein!

Weil es so viele Häfen entlang der Küste gibt, können wir die Segeltage  in angenehme Tagesstrecken einteilen, auf den richtigen Wind warten und dabei stets Ausschau halten nach Walen. Bisher haben wir zwei Humpback Wale gesehen, aber leider noch keinen der vom Aussterben bedrohten Right Wale. Diese wurden früher bis fast auf den Letzten gejagt, sind heute aber geschützt und weil sie um das Kap Cod herum reichlich Nahrung finden, sollten die wenig Verbliebenen hier zu sehen sein. Na ja, vor uns halten sie sich jedenfalls noch versteckt.

so viele schöne Leuchttürme!

Inwzwischen sind die Temperaturen herrlich angenehm warm!


Die Eisenbahnbrücke über den Cape Cod Canal - der ganze Schienenabschnitt wird hochgehoben


Fischadler nesten auf den uns wegweisenden Seetonnen


Wenn schon keine Walfische, dann doch immerhin ein Seehund 
Ganz aussen am Cape Cod besuchen wir Provincetown, wo die ersten Pilgerväter mit der Mayflower in Nordamerika nach 64 Seetagen gelandet sind. Überhaupt ist dieses Küstengebiet gespickt mit geschichtsträchtigen Orten und für die Besucher werden die Informationen immer sehr schön und ansprechend dargestellt. So geniessen wir nach dem Segeln meistens noch einen Spaziergang am Land und schauen uns an, was es zu sehen gibt. In Provincetown finden wir einen super schönen Radweg, der uns um das Cape Cod herumführt und ausgebaut ist wie Highway, nur schmaler natürlich.


Der Radweg führt durch Sanddünen und Wälder und immer wieder dem Strand entlang
neugierige Niels Holgerson Gänse - hier Canada Goose genannt



Die Einfahrt nach Boston durch die vorgelagerten Inseln ist speziell toll. Am Sonntagnachmittag ankommend, treffen wir auf extrem viel Bootsverkehr, lokale Segler, Whalewatch Ausflugsboote, Fähren, Fischer und grosse Frachtpötte schippern um die Inseln herum und langsam nähern wir uns der Skyline von Boston. Zwei Nächte verbringen wir bei der Spectacle Island, einem beschaulichen Ankerplatz und lassen das Regenwetter abziehen. Dann ziehen wir nach Downtown Boston um, wo wir direkt an der Waterfront eine Boje mieten können, um Safari Njema sicher liegenzulassen, währenddessen wir uns die sehr schöne Grossstadt ansehen, kilometerweit durch die Strassen schlendern, die historischen Sehenswürdigkeiten besuchen und uns einfach wiedermal den Grossauflauf von so vielen Menschen ansehen und bestaunen. Es ist lange her, seit wir in einer grösseren Stadt waren!


Hurra, Boston in Sicht!






Doch nun sind wir unterwegs nach Portsmouth in New Hampshire, wo wir Jeff und Molly besuchen wollen, die wir auf Martinique kennengelernt haben. Wir freuen uns auf das Wiedersehen!

Dienstag, 9. Juni 2015

365 Tage und 1 Woche auf Safari Njema – Ferien in Newport


                                                       

Nach den langen Segeltagen geniessen wir wieder das Landratten Leben, jedenfalls tagsüber, denn Safari Njema liegt an einer Boje in der Bucht von Newport.


Newport – Seglermekka und Ferienort, einer der ältesten Häfen aus der Kolonialzeit und seit der vorletzten Jahrhundertwende ganz gross in Mode beim amerikanischen Geldadel, um den horrenden Reichtum mit ihren Sommerresidenzen zu zeigen.
Für uns ist Newport ein idealer, abwechslungsreicher und sehr schöner Ort, um unser nordamerikanisches Segelabenteuer zu beginnen.

Nach den ersten drei kühlnassen Tagen, welche wir vorwiegend mit Nachschlafen und Kuscheln im gemütlichen Schiffsbauch verbringen, gewärmt von Heizung, Kerzenlicht, warmem Tee und Raclette; machen wir uns, allmählich akklimatisiert, wacker auf Sightseeing Tour durch Newport und organisieren uns im neuen Gastland Amerika.

Nun ist es frühlingshaft warm, die Luft ist trocken und frisch und es riecht nach Nadel- und Laubbäumen wie zuhause. Überall blüht es in den super schönen Parks und Gärten und an der Küste geht immer eine frische Brise. Wir radeln und wandern kreuz und quer durch Newport und die raue, herbe Küstenlandschaft. Richtig schön! Nun sind wir uns sicher, dass es richtig war, in den Norden hoch zu segeln, um diese interessante Küste Neu Englands und Wiege Amerikas zu besuchen.

























Newport ist auch heute noch ein teures Pflaster zum Wohnen. Die hübschen Stadthäuser und die gigantisch grossen Herrschafthäuser sind denn auch sehr gepflegt und stilvoll. Zum Sightseeing hier gehört auch ein Besuch der Mansions. Wir besuchen zwei dieser Sommer Cottages, die eher Palästen und Schlösser ähneln als unserem Begriff eines Cottage. Die Milliardärsfamilie Vanderbilt, reich geworden als Eisenbahnunternehmer, haben sich gleich zwei dieser Paläste hier geschaffen – wohl verstanden für nur etwa 6 Wochen Sommerferien pro Jahr. Klotz und Protz und eine riesige Sammlung an europäischen Kunstsammelstücken, welche auch dank dieser abgehobenen Gesellschaft die turbulenten Zeiten in Europa während des letzten Jahrhunderts wohl gehütet und heute für die Öffentlichkeit zugänglich überlebt haben.




Die Liegenschaften werden heute nicht mehr privat genutzt aber für spezielle Anlässe vermietet. Ansonsten stehen sie zum Besuch offen und werden von einem Verein unterhalten und gepflegt. Die Führungen sind sehr interessant und unterhaltsam gestaltet und bieten einen guten Einblick in einen Teil der amerikanischen Geschichte und Kultur.






Nebst dem Sightseeing geniessen und entdecken wir von Neuem die amerikanische Alltagskultur. Ja, wir schlendern stundenlang in riesigen Supermärkten herum und lädelen in den vielen schönen Boutiquen mit all den vielen schönen Sachen.  Das Angebot und der Konsum davon sind verlockend und verglichen mit der Verfügbarkeit während den letzten Monaten auf den Inseln und auch im Vergleich zu Grossmärkten Europas immer noch überwältigend. Und dann gehören natürlich auch Besuche bei Foodketten wie Dunkin’Donuts oder Taco Bell und den wirklich feinen Cafés mit gemütlicher Leseecke oder einer schön eingerichteten Bar dazu. Wir lassen es uns gut gehen.

Doch unsere tapfere Safari Njema darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Von den gröbsten Salzkrusten schon per Dusche befreit, erledigen wir Wartungsarbeiten wie zum Beispiel Winschen schmieren und überprüfen nochmals die Ruderanlage. Auch ein Leck in der Luke muss gestopft werden. Interessant zu bemerken, dass unser Schiff in der Kälte hier geschrumpft ist! Es dauerte ein paar Tage bis sich wieder alles ineinander gefügt zu haben scheint. Als nächstes wollen wir Safari Njema energietechnisch Amerika tauglich machen. Sven bastelt mir schnell einen Stromstecker für den Haarföhn (nun wieder täglich im Einsatz, o Schreck!) und wir stellen das bisher französische Butan Gas System auf in Amerika üblich verwendetes Propan Gas um. Hier haben wir keine Chance, Butan Gas aufgefüllt zu bekommen, also müssen wir umsatteln. Wir finden fachkundige und tolle Unterstützung beim Newport Propane Team, das uns sehr hilfsbereit einen halben Nachmittag widmet und eine individuelle Lösung mit neuer Flasche, Schlauch und dem ganzen Adapterzeugs für uns zusammenstöpselt. Richtig toll! Nun kocht und heizt sich’s auf Safari Njema also mit Propan Gas und unser Kochherd macht das ganz gut mit.


Wir beobachten einen grossen Unterschied zwischen den bisher besuchten Destinationen unserer Segelreise zu unserem Amerika Segeltörn: Oft hatten wir keine oder wenige Vorstellungen, Bilder oder Erwartungen vom jeweiligen Land oder Insel. Wir gingen offen und unbescholten auf das neue Land zu – waren oft positiv überrascht, vielleicht auch mal enttäuscht.

Im Gegensatz dazu scheinen uns Stereotypen zu den USA, ihren Bewohnern und das vermeintliche Alltagsleben durch die Medien, insbesondere das TV so gefestigt und bekannt zu sein, dass es nun spannend ist, sich die Offenheit zu bewahren und Neues zu entdecken. Wir wollen vorgeprägte Bilder und Erlebnisse von früheren Reisen mit dem heutigen Erleben vergleichen, uns offen halten für neue Eindrücke. Wir freuen uns auf die nächsten sechs Monate und unsere persönliche Entdeckung Amerikas!