Samstag, 23. April 2016

Schwimmen mit den Schweinen und andere Begegnungen in den Bahamas ...


Von Ankerbucht zu Ankerbucht schlängeln wir uns den Exumas Inseln entlang nordwärts. Das Wasser bleibt fantastisch klar und die Farben sind einfach genial! Westlich der Exumas erstreckt sich die Great Bahamas Bank – ein sehr seichtes Gewässer, eigentlich eine riesige Sandbank, selten tiefer als 10 Meter und oft gerade nur so Tief dass wir mit Safari Njema knapp darüber hinweg gleiten können. Die Winde sind uns seit Wochen gut gestimmt und wir geniessen das Segeln durch das türkisene Wasser ohne Wellen, wo der Meeresgrund fast immer sichtbar ist. Allerdings heisst es auf ein paar Strecken auch Ausschau halten, damit Safari Njemas Kiel nicht die einzelnen Korallenköpfe tuschiert – was eine ziemlich deftige Schockbremse mit entsprechenden Schäden zur Folge hätte. Doch die Korallenköpfe sind meist so klar auszumachen wie Stoppschilder auf der Strasse.






Die Bahamas mit den einsamen Inseln und dem kristallklaren Wasser gefallen uns super. Wir schnorcheln oft mit der Tidenströmung, heisst mit bis zum 8 km/h über das Wasser gleiten, natürlich immer gesichert am Dinghi angebunden. Das wirkt auf den Langsam-Schwimmer Mensch unglaublich schnell! Der Meeresgrund befindet sich lokal wie in einem Sandsturm - die Weichkorallen rauschen in der Strömung. Bei dieser Geschwindigkeit überholen wir sogar einen gemächlich dahin schwimmenden Hai und begegnen einer ganzen Barracuda Schule! Die warten alle auf Futter, welches von der starken Strömung angeschwemmt wird, doch lassen uns schön an ihnen vorbeiziehen. Ein super Erlebnis!
  
Hai unter Safari Njema 



Ein anderes Mal fahren wir mit dem Dinghi zu einer Höhle wo ein 007 Film gedreht wurde: Thunderbol Grotto. Nur bei Slackwater, als bei Ebbe Tiefst Stand, kann man in die Höhle schwimmen, vor oder danach ist die Strömung zu stark um dagegen an schwimmen zu können. Wir treffen diese Situation auf morgens um 7.00 Uhr an, Selbst jetzt ist die Strömung schon ziemlich starkt, doch wir können unter den Felsen durch und in die Höhle schwimmen. Viele bunte Fische tummeln sich hier und das Licht, welches durch ein Oblicht einfällt ist einfach toll! Gerade bevor wir wieder die Höhle wieder verlassen wollen, entdeckt Sven einen schlafenden Hai auf dem Grund. Gut ist dieser ein Langschläfer und hoffentlich kein Morgenmuffel! Schnell verlassen wir nun die Höhle ohne ihn aufzuwecken. Nur etwa 10 Minuten später ist an ein erneutes Hineinschwimmen nicht mehr zu denken. Die Strömung spült so stark durch die Höhle und das Wasser beginnt bereits wieder zu steigen.


Doch was wir vermissen, sind die Bewohner! Rund 350 000 Bahamians leben auf diesen Inseln, davon rund 250 000 Menschen in Nassau auf der Insel New Providence. Also ist es nicht verwunderlich, dass wir nach mehr als 5 Wochen noch mit kaum mehr als 20 Einheimischen Kontakt hatten. Das finden wir schade, denn wir unterhalten uns ja immer gerne mit den Menschen vor Ort und diese Begegnung fehlt uns im Gesamterlebnis Bahamas. Entsprechend leben wir auch fast ausschliesslich von den Vorräten aus dem Schiffsbauch, den seit George Town und dem kleinen Dorf Black Point trafen wir noch nicht mal einen kleinen Kiosk oder eine Strandbar mehr an.  Gleichzeitig ziehen wir an verschiedenen privaten Inseln vorbei, von denen wir nur zum Teil die Besitzer kennen wie Jonny Depp (Inselkaufpreis im 2004  3,6 Mil.),  Familie Bertarelli, David Copperfield …
Bell Island - Private Insel mit ...
Wasserflugzeug und allem erdenklichen Luxus
Pig Beach

Eine Kuriosität treffen wir am Pig Beach an. Seit zig Jahren leben hier halbwilde Schweine. Wie sie auf die unbewohnte Insel gelangten ist unklar. Entweder konnten sie sich von einem aufgelaufenen Frachter, ein solches Frack liegt unweit auf dem Riff, selbst zur Insel retten oder sie wurden von frühen Entdeckungsfahreren als Proviant für nachkommende Schiffe ausgesetzt. Jedenfalls leben sie hier ungestört auf der kargen Insel. Unter Seglern hat sich diese Kuriosität herumgesprochen und inzwischen sind die Schweine von Staniel Cay VIPs. Die Schweine freuen sich nämlich sehr, wenn sich ein Boot nähert und ihnen allerlei Futter oder einfach Frischwasser bringt. Sie sind eigentlich recht zahm, können allerdings auch etwas ungestüm sein, schwimmen zu den Booten raus und versuchen auch schon mal ein Gummiboot zu entern. Also aufgepasst! Selbstverständlich suchen auch wir von unserem schwindenden Frischproviant ein paar Rüebli und die Rüstabfälle heraus und bringen sie zum Schweine Strand. Allerdings trauen wir den Piggies dann doch nicht so ganz und ich werfe nur kurz das Futter in den Sand und renn-wate verfolgt von Schweinen zurück zum Dinghi.



Kokosnuss pflücken auf der verlassenen Lee Docking Island



Als Mitglieder des Cruising Club Schweiz CCS tragen wir auf unserer Schweizerflagge am Heck das goldfarbene Clubzeichen. Erneut erweckt unsere Flagge deshalb Interesse von einer Segelyacht unter kanadischer Flagge.  Es ist ein Charter Schiff und die mietende Crew ist von der Genfer Sektion des CCS. Als wir uns an einem zweiten Abend wieder in einer Ankerbucht treffen, werden wir von Capitain Christian und seiner Crew zum Apéro eingeladen und geniessen einen lustigen bilingual Abend unter Schweizern. Natürlich darf bei den  Welschschweizern der gute Weisswein nicht fehlen und wir geniessen seit langem wieder einen solch feinen Tropfen! Die Crew  verbringt zwei Wochen Ferien in den Bahamas und leider endet ihr Törn schon in zwei Tagen wieder in Nassau. Zum Abschied beschenken sie uns grosszügig aus ihrem Restvorrat – darunter Wein und 2 Tafeln Cailler Schokolade! Hemmu uf Aerde! Vielen Dank! Noch sind ein paar Täfeli übrig …
auf dem höchsten Gipfel der Exumas: 34 m über Meer




Beim Emerald Rock treffen wir uns nach Monaten wieder mit SY Greta May. Die Engländer Dave und Jane lernten wir im September 2015 auf der Werft in Deltaville USA kennen, wo wir wochenlang an unseren Booten arbeiteten.



Eigentlich wollten wir gemeinsam zu den Virgin Islands segeln, doch Greta May kehrte noch am ersten Tag wegen einem Maschinen Defekt zur Küste zurück. Nun ist die Freude am Wiedersehen gross und wir verbringen humorvolle Tage mit Karten spielen, schnorcheln, Insel entdecken, plaudern und segeln. So entstehen auch die folgenden Fotos von Safari Njema in Fahrt unter vollen Segeln.








Greta May will wie wir im Mai über den Atlantik segeln und via Azoren nach England zurückfahren.


Land & Sea Park Warderick Well



Zusammen segeln wir Insel hüpfend nach Nassau, wo sich unsere Wege vorübergehend trennen. In der schönen Resort Marina Palm Cay machen wir uns zielstrebig für die weitere Fahrt bereit. Waschen, tanken, putzen und mit dem frei zur Verfügung stehenden Auto den nächsten Grosseinkauf für die kommenden Tage bis Wochen erledigen. 

Palm Cay Marina & Resort

Natürlich darf auch ein Drink an der Strandbar in diesem hübschen Ambiente nicht fehlen und weil alles so schnell und effizient erledigt ist, packen wir unsere Velos hervor und radeln um die Insel in die Hauptstadt Nassau. Hier geht’s gschäftig zu und her und drei riesige Kreuzfahrtschiffe stehen im Hafen. Entsprechend ist die Stadt gerade mit rund 9000 Tagesgästen geflutet! Für Nassau ist dies Alltag und der Tourismus eine der Haupteinnahme Quelle des Landes. Wir beobachten das unterhaltsame Treiben amüsiert und geniessen dazu die Lokalspezialität Conch Fritters - frittierte Lambi-Muscheln und seit Ewigkeiten wiedermal ein Ice Cream!

Endlich wiedermal Velofahren! Auf dem Weg nach Nassau



Für die nächsten Tage wird nur ein einziger Tag mit Ost bis Ostsüdost Wind vorhergesagt, danach mehrere Tage Flaute oder Nordost Wind. Also wollen wir uns diesen Wind nicht entgehen lassen und verlassen Nassau nach nur zwei Nächten, auch wenn dies bedeutet, dass wir Safari Njema 45 sm hart am Wind durch die Wellen jagen müssen – kein wirkliches Vergnügen, doch besser als 10 Stunden unter Maschine langweilig dahin tuckern zu müssen. Wir erreichen nach 9.5 Stunden die Royal Island bei Eleuthera durchgeschüttelt, eingesalzen und müde vom anstrengenden Segeln.


Ab nun ist alles vom Wetter abhängig, ob wir noch weiter nach Norden zu den Abaco Islands segeln oder zur nächsten grossen Passage nach Bermuda starten. Safari Njema, Sven und ich sind bereit für die grosse Fahrt.

Montag, 4. April 2016

Segeln in den Bahamas


Auf dem Weg von Mayaguana zur Acklins Island legen wir einen Zwischenstopp auf West Plana Cay ein. Das Wetter ist stabil, der Wind von Ost, so lässt es sich hier an der offenen Westküste gut und sicher ankern. Es ist ein besonderes Gefühl, als einziges Boot vor einer unbewohnten Insel zu lagern.  Unser Dinghi lassen wir gleich zusammengefaltet und schwimmen an Land, um dieses kleine Eiland entdecken zu gehen. Keine Fussspuren im Sand, ausser ein paar Vögel und Eidechsen kein Leben in Sicht! Nur grünes Buschland und ein etwa 4m hoher Palmenwald, der jedem Hurricane zu trotzen scheint … es ist einfach wunderschön!



Bei unserem nächsten Stopp in Atwood Harbour auf der Acklins Island teilen wir die Bucht mit einem anderen Segelboot, sonst auch hier keine Siedlung in Sicht.  Wir gehen Schnorcheln und einen 3m langen, schlafenden Hai auf dem Meeresgrund. Es ist ein Ammenhai, also kaum Gefahr für uns. Trotzdem, ein beklemmendes Gefühl. Dachten wir doch, da würden sich keine grossen Fische in diese seichte Bucht verirren … Doch der richtige Schreck wartet erst noch auf uns: Als wir nach einem langen Spaziergang am Strand zu Safari Njema zurückschwimmen, wartet da unterm Boot ein grosser Barracuda und geniesst den Schatten vom Schiff. Eigentlich sind diese Raubfische den Menschen ja friedlich gesinnt, auch wenn sie ziemlich grimmig dreinschauen. 


Schon vor einigen Tagen auf Mayaguana hat sich ein Barracuda etwas zu neugierig gezeigt und Gerda beim Crawl Training etwas nachgeholfen.  Doch dieses Exemplar hier, etwa 1.50 m lang, zeigt uns seine Zähne und schwimmt aufdringlich nah um uns herum. Brrr … wir kriegen‘s beide mit der Angst zu tun und klettern ganz, ganz schnell das Leiterli hoch! Und tatsächlich rundet dieser blöde Fisch weiterhin unser Schiff und als wir beim Duschen nochmals ins Wasser springen, kommt er schon wieder unterm Schiff hervorgeschossen. Nun, das war definitiv die bisher gfürchigste Situation, die wir beim Schnorcheln oder Tauchen erlebt hatten! Dabei wissen wir ja schon, dass es sich wohl eher um Neugierde als um einen richtigen Angriff gehandelt hat. Immerhin haben wir noch ein Erinnerungsfoto von ihm geschossen!


Auf Conception Island lassen wir 3 Tage die Seele baumeln, schwimmen weite Strecken zu den Riffs, immer unser Dinghi angehängt mit dabei und spazieren den kilometerlangen weissen Sandstrand ab. 






Einmal schwimmen zwei schlafende Delfine langsam durch die Bucht. Sie können zur Erholung die eine Hirnhälfte schlafen legen, währenddessen die andere Hälfte alle Körper Funktionen reduziert übernimmt. Die Schwimmbewegungen sind dann sehr gemächlich.

Und in George Town gelangen wir zurück zur Zivilisation. Ein eigentlich sehr kleines Dorf gilt als DER Segler Treffpunkt. In der weiten Bucht liegen wohl gerade noch rund 200 Schiffe vor Anker, obwohl der Exodus zurück nach Norden schon begonnen hat. 

Kirche von George Town
Hier treffen wir „Brösel“ wieder. Sabine und Thomas haben wir im Oktober auf der Werft in Deltaville in den USA kennengelernt. Nach ein paar Mailkontakten ist es schön, sich wieder mal am Ankerplatz zu treffen. Auch Brösel segelt nach Europa zurück und so ist ein nächster Treffpunkt auf Bermuda schon gut möglich.
In der riesigen Ankerbucht, grösser als das Luzerner Seebecken, findet auch wieder jeden Morgen eine Funkrunde statt. Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, Waren getauscht und verkauft, das Timing für den Yoga am Strand, Aquafitness etc… bekanntgegeben, Neuankömmlinge begrüsst und Boote verabschiedet. Auch ein selbst geschriebenes Gedicht darf vorgetragen werde … – alles von Seglern für Segler – wem’s gefällt, darf mitmachen!

Um alle Vorräte und Tanks zu füllen, verlegen wir uns für eine Nacht in die Marina
George Town bietet der Segler Community alle notwendigen Dienstleistungen: Treibstoff, Diesel, Propan Gas, Supermarkt, Waschsalon, ein Flughafen, und eine Handvoll Restaurants. Auch wir nutzen diesen Service und geniessen einen feinen Mahi Mahi Fisch im Peace & Plenty Hotel mit Live Musik und super Aussicht auf den schönen Elisabeth Harbour.

Einmal mehr leisten uns die Velos ihre guten Dienste - Propan Gas auffüllen, Einkaufen - alles geht einfacher mit einem handlichen Fahrzeug
Uns zieht es bald weiter zu ruhigeren Ankerplätzen und es warten noch viele auf uns!
Wir liegen heute bei der Lee Stocking Island mit fünf anderen Segelschiffen. Auf der Insel wurde einmal eine Meeresforschung Station betrieben. Inzwischen ist leider das Geld ausgegangen und die Insel liegt verlassen da. Die einmal gut gepflegte Anlage und die Häuser lottern vor sich hin. 

Safari Njema vor der verlassenen Forschungsstation

Die verwaiste Flugpiste 
 
Strandgut

An einem Abend treffen wir uns zum Dinghi-Float-Apero mit den anderen Seglern - eine humorvolle Runde mit viel Austausch über woher, wohin und Empfehlungen zu weiteren schönen Anker-, Fisch- und Schnorchelplätzen.

Obwohl das Wasser seicht ist und wir manchmal etwas bibbern, wenn wir Safari Njeam langsam durch die Untiefen und Riffs zum Ankerplatz führen; obwohl das Wetter hier weniger stabil ist als in der südöstlichen Karibik und obwohl die Inseln dätschflach sind und wir manchmal die Aussichtshügel etwas vermissen, es ist ein tolles und genussvolles Seglerleben hier!

Die Riffe bieten Schutz am Ankerplatz vor den Wellen und bieten uns schöne Schnorchelausflüge -
nur die Oeffnung für die Einfahrt muss zuerst gefunden sein! Sie lässt sich dank den Seekarten und dem Lesen der verschiedenen Wasserfärbungen, welche auf die unterschiedlichen Wassertiefen hinweisen, finden