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Am Morgen danach - Der Sturm ist abgezogen noch ein wenig regnerisch heute - 13 h Schlaf und die Welt sieht so anders aus! |
Nach nur 14 Tagen 18 Stunden und gesegelten 1846 Seemeilen
sind wir am Ziel.
Die zweite Hälfte der Passage brachte uns schnelles, aber
auch anstrengendes Segeln. Ein ums andere Tiefdruckgebiet scheint diesen
Frühling tiefer südlich als sonst üblich über den Atlantik zu ziehen. Wir sind
sehr froh, uns relativ südlich der üblichen Route, zwischen 34° und 36 °
nördlicher Höhe aufzuhalten. Üblicherweise findet man auf dieser Höhe grosse
Flauten Zonen - nicht so wir. Wir werden mit achterlichem Wind gesegnet, reiten
am Rande der nördlich durchziehenden Tiefdruckgebiete mit und schaffen es,
ihnen immer gerade so fern zu bleiben, dass wir „nur“ machbare Windstärken
abbekommen – soweit so gut.
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Eine Schauerbö mit Windhose nähert sich uns bei sonst ruhigen Verhältnissen |
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Diese tolle französische Rennyacht hat uns mitten auf dem Atlantik fast umgemäht - viel zu nah passiert er uns mit über 15 Knoten Speed - und lässt uns mit unseren 6 Knoten Fahrt mal am Rande stehen. Der Skipbper ist alleine auf dem Boot, reagiert nicht auf unsere Funkrufe. Später entschuldigt er sich, hatte wegen Mangel an Strom den Funk ausgeschaltet und uns erst beim passieren wahrgenommen. Ist ja gut gegangen - sanssouci - Kandidat der Vendee Globe 2016? |
Rund 400 Seemeilen vor den Azoren werden die Empfehlungen
unseres Wetterrouters dringlicher, die Entwicklung der Grosswetterlage macht
uns Sorgen und nimmt uns zunehmend die Freude an den guten Segeltagen und dem
positiven Verlauf der Passage. Ein grosses Tief meldet sich erneut an und
Bonnie, das zweite tropische Tief dieser Hurrikan Saison zwischen Karibik und
der US-Küste, bringt die Atmosphäre durcheinander. Es zeichnet sich ab, dass
uns aufs erste Juni Wochenende ein Sturm über den Azoren droht. Auch von Uwe,
Unterhalter eines deutschen Funknetzwerkes INTERMAR kriegen wir
Wetterwarnungen, als er unsere täglichen Position Updates sieht. Fortan versorgt
er uns mit einer wertvollen Zweitmeinung zur Wetterentwicklung.
Von unserem Wetterrouter bekommen wir eine Deadline gesetzt:
Wir sollen unter allen Umständen vor Sonntagabend, spätestens Montagmorgen 6.
Juni im Hafen sein, besser auf der Insel Horta, wo ein rundum geschützter Hafen
zur Verfügung steht als Flores, welcher klein und bei Nordost Wind und Wellen schutzlos
ist. Auch solle Horta etwas weniger heftig vom Sturm betroffen sein.
Nun geht die Rechnerei für uns los und sehr unbehagliche
Gefühle beginnen an uns zu nagen. Uns wird klar, dass wir keine Chance haben,
das weiter entfernte Horta rechtzeitig zu erreichen. Auch wenn wir Safari Njema
alles abverlangen und konsequent hart segeln – das Ziel ist erst auf Dienstag
frühestens erreichbar. Sollen wir weiter nach südost segeln und versuchen dem
Sturm zu weichen – mit dem Risiko schlussendlich die Azoren zu verpassen und
nach Portugal durch zu segeln? Ou mei, bitte bloss nicht!
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Regenbogen hinter der Welle |
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Die Wellen sind beeindruckend - schwierig ein vernünftiges Foto hinzukriegen |
Die nächsten 24 Stunden halten wir Kurs auf Horta, geben
unser Bestes, Strecke zu machen.
Inzwischen sind wir mit einer weiteren Front
beschäftigt, haben über 30 Stunden lang Windstärke 6 – 7 und sehr hohe Wellen.
Unser Windpilot leistet unbezahlbar gute Arbeit! Er führt uns sicher durch Böen
und die unglaublich starkt schiebenden und ziehenden Kräfte der Wellen.
Insbesondere nachts hätten wir, persönlich am Steuer, keine Chance auch nur
annähernd so sicher und gut in diesen Bedingungen zu fahren. Zudem schont uns
der Windpilot vor überkommenden Wellen und Regenschauern. Wir verbringen die
meiste Zeit im Schiffsbauch, auch der Niedergang bleibt zumindest teilweise
geschlossen. Trotzdem bekommt Sven, als er für den Kontrollblick aus dem
Niedergang schaut just eine Kopfdusche von einer Welle ab, die durch die
Sprayhood ins geschützte Cockpit presst. Im Schiff drin ist es am sichersten,
wenn wir sitzend und eingekeilt die Zeit verbringen – nicht gerade gesunde
Haltungen. Schlaf zu finden während der Freiwache wird durch die heftigen
Schiffsbewegungen, wo einem die Eingeweide von links nach rechts und zurück an
die Rippen gepresst werden – schwierig. Wir werden müde, Kochen und Essen macht
so keinen Spass. Unbeeindruckt von den
Bedingungen segelt Safari Njema einfach unbeirrt weiter gen Nordosten … unser
tapferes Schiff! Wir warten besorgt auf jeden neuen Wetterbericht.
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Wie willkommen und schön ist der Sonnenaufgang nach diesen starkwindigen Nächten |
Dann fällt unser Entscheid: Nach einem Email mit dem Hafen
von Flores wird uns ein Platz in der Marina in Aussicht gestellt, Reservationen
machen sie allerdings keine – wer zuerst kommt malt zuerst. Gleichzeitig scheint
uns der Ankerplatz einigermassen vertretbar. Selbst wenn der Anker in
Sturmstärke nicht halten würde, triebe es uns aufs offene Meer und nicht auf
die Klippen – Na ja, das sind ja tolle Aussichten! Soll nur der Wind nicht
drehen auf Nordost! Andererseits ist die Marina in Horta durch die jährliche
ARC Regatta und das dauernd schlechte Wetter auch schon überfüllt und der
Ankergrund sei mässig. Also wählen wir die nicht optimale, doch wenigstens
erreichbar und machbare Lösung – setzen Kurs auf Flores ab und hoffen, dass
sich die Laufbahn des Tiefdruckgebietes nicht verschiebt und sich die
Bedingungen verbessern und nicht verschlechtern.
Am Sonntagabend gehen wir in die letzte Nacht bei ruhigen 10
Knoten Wind und Sternenhimmel. Erstmals auf der Passage werfen wir die Maschine
an – die Ruhe vor dem Sturm ist eingekehrt. Dann 02.00 Uhr frischt der Wind
innert Minuten auf 20 Knoten auf. Ab jetzt soll es nur heftiger werden, sagen
die letzten Wetter Daten. Noch 4 Stunden bis Dämmerung. Um 03.15 Uhr haben wir
28 Knoten Windstärke, Regenschauer. Es ist die schwärzeste Nacht, die wir noch
je gesehen haben! Kein Horizont zwischen Wasser und Himmel ist auszumachen –
nur Heulen des Windes, Rauschen der Wellen, Ächzen des Bootes und Prasseln des
Regens. Um 04.00 Uhr plötzlich, ein Lichtblitz – der Leuchtturm von Lajes! Bei
diesen Windstärken ist es schwierig, die Geschwindigkeit vom Boot zu drosseln.
Selbst mit dem kleinen Vorsegel laufen wir noch 5 Knoten Speed. Wir wollen das
erste Tageslicht nutzen um uns hinter die Hafenmole und hoffentlich in die
Marina zu schleichen – hoffen, dass der Wind im geschützten Hafen das Manöveriren
erlaubt.
Um 06.15 biegen wir um die grosse Steinmole von Lajes,
bringen uns aus den inzwischen angeschwollenen Wellen in den ruhigen Vorhafen.
Tatsächlich bläst hier im Schutz der Insel und der Hafenanlage der Wind nur
noch leichte 12 Knoten. Ein letzter Entscheid – wir machen nicht an der
äusseren rauen Hafenmole, gedacht für Fachtschiffe, fest und gehen nicht vor
Anker – wir riskieren die Einfahrt in die enge Marina, wo ein Wendemanöver zwar
schwierig aber hoffentlich möglich sein wird. Tatsächlich biegen wir in das
enge Hafenbecken ein und bändseln im Päckli an der schwedischen Mayflower fest,
unserem Nachbar während der letzten Nacht in Bermuda … Es ist geschafft.
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Das Sturmtief welches während den letzen 24 h über uns hinwegfegte -
dankbar, gerade rechtzeitig noch im Hafen gelandet zu sein |