Samstag, 29. November 2014

Gedanken, die uns bewegen ...

 Man muss Abstand gewinnen, um weiter sehen zu können.

unbekannt

Freitag, 28. November 2014

Leben in Mindelo

Während wir frustriert und enttäuscht sind, dass unser Kühlschrank kaputt ist und die Lieben zuhause und unterwegs grosse Umstände wegen unserem Ersatz  haben und es schlussendlich wegen der Airline nicht mit dem Transport hierher klappte, müssen wir gleichzeitig erkennen, dass wir uns immer noch in der Luxusjammerklasse befinden und unseren Frust schnell runterschlucken müssen.

Hier in Kap Verden ist auf der südlichen Insel Fogo der Vulkan nach 19 Jahren wieder ausgebrochen und Menschen verlieren ihr Hab und Gut....

Dem kargen Land wird landwirtschaftlich soviel wie nur irgend möglich abgerungen. Auf steilsten Terrassen wird das spärliche Regen- und Tauwasser gesammelt, um etwas Ernte zu erzielen.

Entsprechend liegen die Nahrungsmittelpreise fast im verkehrten Verhältnissen zu jenen in der Schweiz und in erschreckendem Verhältnis zum Einkommen.

1 kg Bananen : 1 Euro
1 kg Gurken oder Zuccetti: 4 Euro
1 kg Tomaten: 2.5 Euro

1 Coiffeur Besuch: 4 Euro



1 kg Thunfisch Steak: 3 Euro!!! (hier anscheinend noch gut im Meer zu fangen)

Wir hörten einmal, dass ein Taxifahrer ein monatliches Einkommen habe von ca 300 Euro. Brutto oder netto? Es ist zu bezweifeln, ob es überhaupt Sozialversicherungen gibt ... haben es noch nicht herausgefunden.

Jedenfalls haben wir die Mega Thunfisch Steaks sehr genossen!


Wanderferien mit Rene und Sara


Wir geniessen es,wiedermal mit Freunden unterwegs zu sein!

Während Safari Njema brav im Hafen weiter vor sich hin schaukelte, verbrachten wir drei Wandertage auf der Nachbarsinsel Santo Antao und genossen die spektakulären Aussichten und steile Wege durch die tiefen fruchtbaren Täler.

Welcome snack auf Safari Njema
Tief und steil ins Tal hinunter führt der Wanderweg - für uns Wanderung, für die Einwohner täglicher Heimweg 

Tapferes Eselein, heute wohl gerade Ruhetag, sonst wertvoller Lastenträger

hinter uns das tiefe Tal, welches wir erwandern werden

fruchtbarer Vulkankrater

auf die Fähre nach Santo Antao, Safari Njema bleibt im sicheren Hafen in Mindelo

Weihnachtsstern wildwachsend
Per Aluguer (Bus Pick up) zum Hotel

Cabrio Fahrt entlang der Steilküste

Die 75jährige Dame suchte auch noch eine Mitfahrgelegenheit

Georges the busdriver 

Der Küstenklassiker - Wanderung entlang den Steilklippen

in unserem Navigationsführer steht zu diesem Hafen: "Das Wort Hafen beziehe sich LEDIGLICH auf den Ortsnamen ... keines Falls zu empfehlen - offensichtlich  weshalb ...

Brotfruchtbaum

18 km entlang der Küste

Freitag, 14. November 2014

Kap Verden – Mindelo – Erster Eindruck


Es ist wunderbar am Morgen auf Deck zu kommen und eine neue Welt um sich zu entdecken! Hallo Kap Verden, jetzt sind wir wieder wach und bereit!

Einklarieren bei der Policia Maritima und der Policia Fronteira und im Marinabüro – Formulare und Papiere – Stempel und Unterschriften – nun sind wir auch offiziell gelandet und können unsere gelbe Q-Flagge wieder streichen. J





Im blauen Becken war unser Kopfsalat fürs Znacht

... und hunderte streunende Hunde ....die von Svens Lieblingssorte - verspielt, ruhig, scheu und dankbar um jeden Happen ...

Mindelo wirkt quirlig, lebensfroh, farbenreich. Von überall her erklingt Morna Musik, für welche Kap Verden weltbekannt wurde. Lachende Gesichter, die Menschen wirken offen, freundlich und meist relaxed. Palmen, bunte Häuser im portugiesischen Kolonialstil.  Wir sind in Afrika – und, ja, auch die Armut ist Alltag hier, obwohl Kap Verden zu den best organisierten afrikanischen Staaten gehört, politisch ruhig ist und demokratisch organisiert, die Kinder zur Schule dürfen und auch die Gesundheitsversorgung einigermassen funktioniert.
Doch was heisst das schon für den Einzelnen?
Die Arbeitslosigkeit ist hoch, tagsüber stehen überall Menschen herum. Männer warten im Hafengelände auf ankommende Schiffe, um vielleicht beim Löschen der Ladung einen Auftrag zu kriegen.
Am Strassenrand  vor der Marina warte ich auf den Pickup Bus der Wäscherei, welcher hier täglich um 10 Uhr passiert um schmutzige Wäsche aufzunehmen und abends um 17 Uhr wieder sauber zurück zu bringen. Ein junger Mann vielleicht 25jährig kommt vorbei, fragt, ob er vielleicht ein T-Shirt haben könnte. Ich zögere, weil es mir peinlich ist, ein verschwitztes T-Shirt von Sven anzubieten, doch ein anderes hab ich nicht mit und der junge Mann freut sich darüber, zieht sein löchriges T-Shirt aus und das neue gleich an - amüsiert sich, dass er dieselbe Kleidergrösse wie mein Ehemann hat. Und ich schaue auf die immer noch vollen zwei grossen Plastiktaschen voller Schmutzwäsche und wünsche ihm einen guten Tag …

Noch eine Beobachtung: Haben wir in den vergangenen Monaten wiederholt bemerkt, wie viele Plastiksäcke bei Einkäufen verteilt werden, obwohl sie inzwischen in Spanien wie Portugal kostenpflichtig beim Einkauf sind, und auf den meisten Säcken eine Ermahnung zur Wiederverwendung oder korrekten Entsorgung steht.  Hier ist ein Plastiksack wieder ein wertvolles Gut. Wie früher schon in Afrika beobachtet, werden Petflaschen und jegliche andere Behälter, wie eben diese dünnen knisternden Plastiksäcke, so oft wie möglich verwendet - sie landen erst bei absoluter Unbrauchbarkeit im Abfall Wir kaufen also Tomaten in einem Sack und kriegen die Gurken, Bananen, Kopfsalat und Avocados auch noch in den selben Sack gepackt. „Geht doch schon so, oder?“ werden wir an jedem weiteren Marktstand gefragt. Ja, selbstverständlich! Denn wir haben ein weiteres Mal vergessen, eine unserer eigenen Einkaufstaschen vom Schiff mitzubringen …

Nun freuen wir uns auf die bald ankommenden Feriengäste!

Gomera - Kap Verden

Irgendwo zwischen Kanarischen Inseln und Kap Verden hab ich mal dieses Filmli gemacht: 

 
                               

Skipper nicht in Sicht, da am Schlafen. Safari Njema mit ausgebaumtem Yankee Segel, gesteuert vom Windpilot Kusi und am Strom zubereiten mit dem Schleppgenerator für die Navi, den Watermaker, die Ipods, Positionslichter, Funk  ...

Die herrliche Wind Vorhersage hat sich bestätigt und wir erreichten Mindelo nach nur 6 Tagen und 8 Stunden. Der Wind zwischen 16 und 28 Knoten (4-7 Bft) liess unseren Motor ruhen und die Segel waren ständig abwechslungsweise im Einsatz. Tagesetmale zwischen 110 bis 145 sm.

Über die ganze Zeit mussten wir mit Segelfläche verkleinern und vergrössern reagieren und waren somit auch gut beschäftigt.
Starkwind weiter östlich präsentierte uns zeitweise zu der üblichen Atlantikschwell von Norden auch Kreuzseen von Osten. Uuuuui so schauklig wie auf der Achterbahn - und wer kann auf der Achterbahn schon schlafen??? 

Der Windpilot und das Radar steuerten ungemein zum Wohlbefinden unterwegs bei. Nicht nur, dass man nicht 152 Stunden nonstop steuern muss, sondern dass wir dank den beiden auch geruhsam den Alltag wie Kochen, Navigation, Körperhygiene etc erledigen konnten, ohne dass einem auch noch die wenigen Schlafstunden verkürzt wurden.

Also ziemlich müde, aber sehr zufrieden mit der braven Safari Njema erreichten wir Dienstagabend St. Vincent  Kap Verden. 

Als letztes Zückerchen haben wir das Tageslicht für die Hafen Annäherung um eine Stunde verpasst, hiess für uns beide also nochmals höchste Konzentration, um die vielen Lichter der Stadt mit der Fähr- und Industrie-Hafenbeleuchtung auseinander halten zu können und endlich die Marina Mindelo zu erreichen. Zu bemerken ist, das die zwei Inseln San Antao und San Vincent nachts einfach pechschwarz sind, keine beleuchteten Städte bis man in die Bucht von Mindelo hineinsehen kann. Auch auf der neusten Seekarte ist die die vorgelagerte Felseninsel noch immer nicht eingezeichnet und ach ja, ein Taschenlämpli haben sie zur Kennung angezündet. Von den zwei halbgesunkenen Fracks in der Bucht weiss ja anscheinend eh schon jeder, die braucht man ja auch nicht mehr mit Bojen zu beleuchten oder auf der Seekarte einzuzeichnen …. Wie froh waren wir, als uns ein Marinero am Steg erwartete und die Leinen entgegen nahm. Bemvenido en Mindelo!

Nach einem kurzen Spaziergang durch Mindelos Gassen, um wiedermal die Beine zu bewegen, fielen wir zufrieden und müde für den Heldenschlaf in die Koje.


 
Vorwindkurs mit ausgebaumtem Yankee

Stockfinster und nur das unablässige Rauschen der vorbeizischenden Wellen

Nachtwache - natürlich darf die kleine Stärkung nicht fehlen - mmmh Schoggi!

Endlich Land in Sicht! Gastlandflagge hiessen und die gelbe Q (Quarantäne oder Quebec Flagge), um anzuzeigen, dass wir noch offiziell einklarieren müssen

Sonntag, 2. November 2014

San Sebastian de Gomera


Seit 5 Tagen liegen wir in Gomera im Hafen und erfreuen uns ab dieser authentisch gebliebenen kleinen Insel, verschont vom unglaublichen Bauboom an Touristenschlaftempeln der grösseren kanarischen Inseln.
Marina de San Sebastian im Abendlicht, gut windgeschützt von den umliegenden Klippen


San Sebastian Stadtzentrum



Die kleine Marina ist übersichtlich und gleich inmitten des Städtchens San Sebastian gelegen. Für Ausflüge fahren Busse kreuz und quer über die wenigen Strassen der Insel und täglich können wir am Strand und unter den Dattelpalmen entlang spazieren. Gut ausgeschilderte Wanderwege ermöglichen unkomplizierte Ausflüge durch die Natur. Gomera ist ruhig – ausser, wenn gerade eine Fähre anlegt. Auch einen Flughafen gibt es hier, doch täglich genau nur einen Inland Flug. So lautet denn der Busfahrplan der  Airport Linie: Abfahrt ab San Sebastian: täglich einmal 1 h vor Abflugzeit – wann immer das ist …   In San Sebastian weiss man also meistens schon heute, was übermorgen sein wird.
Diese Ausgangslage ist für uns genau richtig: täglich dürfen wir wählen: Gehen wir wandern oder auf einen Ausflug, baden oder erledigen wir etwas von der Vorbereitungsliste für die bevorstehende Route nach Kap Verden? Ein Glück, dies erleben zu dürfen.
überall Dattelpalmen auf Gomera und natürlich auch Datteln im Vorrat der Safari Njema Crew 

Auf langen Wanderungen bereiten wir uns mental auf die Überfahrt vor


und die Kakteen gedeihen



Beim Picknicken kommen die Blaukehlen Eidechsen hervor. Sie sind hungrig und scheinen unsere leckeren Sachen von weitem zu riechen. Fast furchtlos kommen sie erwartungsvoll nah und betteln offensichtlich um einen Happen



tolle Wanderwege mit super Fernsichten

Eigentlich wollen wir ja noch nach la Palma, auf die westlichste Insel der Kanaren. Sie liegt nordwestlich von hier und soll auch sehr schön sein. Doch wie die Winde zurzeit pfeifen kommen wir nicht dahin und überlegen uns nun, schon von Gomera nach Kap Verden zu segeln.

Deshalb stehen wir auch etwas unter Spannung und Vorfreude. Wir dürfen einen jahrealten Traum erleben: die Transatlantik – eine persönliche Herausforderung. 1600 km bis nach Kap Verden stehen vor uns. Wir rechnen zwischen 6 und 8 Tagen auf See. Danach ein paar Wochen auf Kap Verden, welche für uns Segler kaum Infrastruktur bieten, um dann auf den wirklich grossen Schlag von 4000 km nach Barbados zu gehen. Dies bedeutet für uns in diesen Tagen täglich etwas von der To Do Liste zu erledigen.  Die Systeme des Schiffs zu überprüfen, von Mast bis Bilge alles durchzusehen, um eventuelle Schwach- oder Bruchstellen zu bemerken und behandeln zu können, Wetter- und Windprognosen studieren, Strategien vor zu besprechen für die Tage auf See, Vorrat einkaufen. Haben wir an alles gedacht? Die nächste Migros  mit Do-it-yourself Abteilung liegt ja nicht gerade um die Ecke …

Gomera ist etwas feuchter als die anderen kanarischen Inseln. Hier haben wir noch einmal gute Infrastruktur, sauberes Wasser  vom Hahn am Steg, um Safari Njema eine Süsswasserdusche zu gönnen und unsere Tanks per Schlauch aufzufüllen, zudem eine Waschmaschine und (meistens) warme Duschen im Hafen. In den nächsten Wochen wird Wasser zum (noch) wertvolleren Gut für uns werden. Unser Wassermacher funktioniert zwar tiptop, doch schafft er dennoch nur 5l /h – Stromversorgung vorausgesetzt. An dieser hat Sven ja seit Wochen herum getüftelt und wir sind guter Dinge, dass wir den Watermaker ca. 3-5 h pro Tag auf See laufen lassen können. Doch auch damit können wir das Niveau unseres Wassertanks von 300 l bestenfalls erhalten, jedoch nie auffüllen. Heisst also unseren Wasserverbrauch sehr bewusst und sehr sparsam zu halten. In Kap Verden wird es mit Ausnahme eines Hafens lediglich öffentliche Wasserstellen geben, wo wir, wie die meisten Einheimischen auch, mit unseren Gefässen Wasser holen könnten. Einerseits wollen wir diese Tankstellen so wenig wie möglich belasten, andererseits ist dies logistisch aufwendig: Mit dem Gummiboot zum Strand fahren, zum Dorfbrunnen gehen, die 20l Säcke auffüllen und zurück zum Strand hieven, ins Gummiboot befördern und über die Brandung zur Safari Njema rausbringen und hochkranen. Zudem ist die Wasserqualität auch nicht immer unbestritten …

Also geniessen wir hier noch den Luxus von fliessendem Wasser, Internet (wenn auch nur schwach) und 220 Volt Elektrizität im Schiff: Putzwasser steht zur Verfügung um nochmals das Schiff innen zu reinigen, den Staubsauger nochmals zu gebrauchen, Teewasser schnell elektrisch auf zu brauen, kühles Bier aus dem Kühlschrank nehmen, ein Dessert kühl stellen, Computers, Telefone, Ipod, E-books (hab ich an alle electronic devices gedacht?) einstöpseln und aufladen …

Trotz begrenztem Empfang freuen wir uns auch weiterhin über Eure emails und sms, auch wenn wir die Nachrichten vielleicht erst verspätet lesen werden können!

Achtung: WhatsApp funktioniert nach Ausklarieren aus der EU auch bei Sven nur noch im Free Wifi Kafi oder Restaurant (und davon haben sie auf See nur so leidlich wenige hingestellt! J )

Es ist gut, lehrreich und sinnvoll für uns zwei, im friedvollen, wohlbehüteten, gut organisierten und praktisch ausnahmslos funktionierenden Schweizerländle aufgewachsenen Stadtkinder, sich der Endlichkeit von Gütern wie Wasser, Gas, Diesel und Elektrizität und der begrenzten Erhältlichkeit von Nahrung bewusst zu bleiben .
Aussicht von Gomera nach Teneriffa mit dem mächtigen Vulkan Teide

Ahoi von Gomera!