Freitag, 3. Oktober 2014

Grüsse von der blauen See - Position 29° 52'.24 N 013°02'41W (03.10.2014 - 15

Noch sind wir rund 60 sm von Lanzarote entfernt, doch seit einigen Stunden fliegen zwischendurch wieder Seevögel um das Schiff herum. Wir schwimmen auf dem wunderschönen, tief blauen Wasser Richtung Süd. Leider hat uns der Wind seit 0200 Uhr verlassen und wir laufen unter Motor. Dafür hat sich auch der Wellengang beruhigt und es ist mir überhaupt möglich, am Computer zu schreiben. Die letzten 3 Tage waren da anderes.
Wir hatten bisher unsere Wunschüberfahrt. Das lange Warten scheint sich definitiv gelohnt zu haben. Wir erwarten heute ab 1400 auch wieder Wind, damit wir unter Parasailor Lanzarote entgegen segeln können. Erwartete Ankunftszeit wohl gegen 2400 Uhr.
Die grosse Neuigkeit gleich vorneweg: Gerda hat keine Seekrankheit mehr!!! Weiss der Gugger warum, doch sie ist weg und basta damit! Welch grosse Erleichterung und Zugewinn an Lebensqualität und Segelspass!
In Lagos haben wir mit einem Amwindkurs bei leichten 10 Kn Wind begonnen. Dieser drehte dann bald erwartungsgemäss auf Nord und nahm ständig an Stärke zu. Noch knapp gemütlich konnten wir unsere Pizza Lanzarote in den Ofen schieben, (Bewährtes 1. Abend auf See Menu der Safari Njema Crew) um was Warmes zwischen die Kiemen zu bekommen und mit dem frischen Wind zu geniessen.
So konnten wir die ersten 40 Stunden bei 19 -26 Kn vor dem Wind ablaufen. Nah dies nah knüpften wir eines ums andere Reff in die Segel und die zweite Nacht zog uns nur der Yankee durch die Wellenberge und wir machten gute Fahrt voraus. So macht segeln richtig Spass.
Einerseits sammelten wir zwar so tüchtig Meilen und genossen die Rauschefahrt, dafür hielt sich aber die Gemütlichkeit in Grenzen. Das ganze Schiff inklusive Cockpit ist versalzt von der Gischt, zeitweise brechen Wellen rund ums Schiff und zwischendurch kommt ein Gutsch aufs Aussenbord. Alltag reduziert sich auf segeln, essen und schlafen so viel Stunden wie man abkriegt. Alltägliches wie Zähneputzen wird zur mühseligen Angelegenheit, weil man sich ständig mit allen zur Verfügung stehenden Extremitäten im Badzimmer zu verkeilen versucht, um nicht den Kopf am Lavabo anzuschlagen und die Zahnbürste in den Hals gesteckt zu kriegen. Das Wasser fliesst ja dann auch nicht mehr direkt vom Hahn ins Lavabo, sondern eben lotgerecht nach unten, kann heissen: quer durchs Bad. Natürlich nur für 3 Sekunden, dann geht ja alles in die andere Richtung, wenn das Schiff sich wieder von der Welle runter bewegt ?
Also nahmen wir gerne den gemässigteren Wind von 4 Bft ab Mittwochnachmittag entgegen. Gleichzeitig ebnet sich so auch das Wellenbild. Also war ein erstes Aufklarieren unter Deck möglich und sogar eine Freiluftdusche im Cockpit ohne Tragen der Schwimmweste vertretbar. Was für eine Erfrischung!
Bei den Windverhältnissen über 18 kn (zu viel Wind um den Parasailor zu setzen) konnten wir auch die Vorwind Segelstellung ausprobieren, die wir mit Inge und Ralf in Lagos vorbesprochen haben. Das heisst, gerefftes Grosssegel und ausgebaumter Yankee. Dies hat sich gut bewährt und werden wir weiterhin anwenden. Das Schiff läuft sicher und wie auf Schienen und das Vorsegel könnte von der wachhabenden Person auch alleine in der Nacht schnell geborgen werden, falls es plötzlich auffrischen sollte.
Die Diskussionen und intensiven Gedanken um die Stromversorgung der Safari Njema unterwegs haben sich gelohnt. Am Dienstag warfen wir erstmals unseren neuen Schleppgenerator über Bord und siehe da, er liefert regelmässig zwischen 4-6 Amp. So können wir nun fast unendlich Wasser entsalzen, den Kühlschrank zeitweise laufen lassen und alle Navigationsinstrumente und Lampen versorgen.
Ein kleiner Schock setzte es dann, als Sven in der zweiten Nacht auf Kontrollgang entdeckte, dass sich ein Schäkel des Schleppgenerators bereits zu lösen begann. Also: All hands on deck und sofort den Schleppgenerator bergen, bevor wir das gute Teil schon fast wieder verloren hätten. Uff, alles nochmals gut gegangen.
Übrigens steuern wir seit der Hafenausfahrt von Lagos und ausser während den Segelmanövern gar nicht mehr manuell. Unser Windpilot Kusi macht's super! Präzise, ausdauernd und ohne sich von grossen Wellen, Gischt oder Böen beeindrucken zu lassen, manövriert er uns nach Lanzarote. Zum Glück haben wir den mit an Bord!
So - und nun kommt wieder etwas Wind auf: regelmässige 8 kn reichen. Zeit den Parasailor zu setzen.
Die vielen Gedanken zur Vorbereitung für die langen Törns haben sich bewährt. Wir freuen uns, dass wir nun alle unsere Einrichtungen ausprobieren und nutzen konnten. Eine davon ist auch, dass wir hiermit erstmals über die Amateurfunkanlage einen neuen Blog zu posten versuchen. Wenn Ihr dies liest, hat also auch dies geklappt. Fehlt nur noch der Free WIFI Anschluss an Bord! ;) Nun steuern wir um Erfahrungen und schöne Eindrücke reicher Lanzarote an. Ahoi!