Sonntag, 2. November 2014

San Sebastian de Gomera


Seit 5 Tagen liegen wir in Gomera im Hafen und erfreuen uns ab dieser authentisch gebliebenen kleinen Insel, verschont vom unglaublichen Bauboom an Touristenschlaftempeln der grösseren kanarischen Inseln.
Marina de San Sebastian im Abendlicht, gut windgeschützt von den umliegenden Klippen


San Sebastian Stadtzentrum



Die kleine Marina ist übersichtlich und gleich inmitten des Städtchens San Sebastian gelegen. Für Ausflüge fahren Busse kreuz und quer über die wenigen Strassen der Insel und täglich können wir am Strand und unter den Dattelpalmen entlang spazieren. Gut ausgeschilderte Wanderwege ermöglichen unkomplizierte Ausflüge durch die Natur. Gomera ist ruhig – ausser, wenn gerade eine Fähre anlegt. Auch einen Flughafen gibt es hier, doch täglich genau nur einen Inland Flug. So lautet denn der Busfahrplan der  Airport Linie: Abfahrt ab San Sebastian: täglich einmal 1 h vor Abflugzeit – wann immer das ist …   In San Sebastian weiss man also meistens schon heute, was übermorgen sein wird.
Diese Ausgangslage ist für uns genau richtig: täglich dürfen wir wählen: Gehen wir wandern oder auf einen Ausflug, baden oder erledigen wir etwas von der Vorbereitungsliste für die bevorstehende Route nach Kap Verden? Ein Glück, dies erleben zu dürfen.
überall Dattelpalmen auf Gomera und natürlich auch Datteln im Vorrat der Safari Njema Crew 

Auf langen Wanderungen bereiten wir uns mental auf die Überfahrt vor


und die Kakteen gedeihen



Beim Picknicken kommen die Blaukehlen Eidechsen hervor. Sie sind hungrig und scheinen unsere leckeren Sachen von weitem zu riechen. Fast furchtlos kommen sie erwartungsvoll nah und betteln offensichtlich um einen Happen



tolle Wanderwege mit super Fernsichten

Eigentlich wollen wir ja noch nach la Palma, auf die westlichste Insel der Kanaren. Sie liegt nordwestlich von hier und soll auch sehr schön sein. Doch wie die Winde zurzeit pfeifen kommen wir nicht dahin und überlegen uns nun, schon von Gomera nach Kap Verden zu segeln.

Deshalb stehen wir auch etwas unter Spannung und Vorfreude. Wir dürfen einen jahrealten Traum erleben: die Transatlantik – eine persönliche Herausforderung. 1600 km bis nach Kap Verden stehen vor uns. Wir rechnen zwischen 6 und 8 Tagen auf See. Danach ein paar Wochen auf Kap Verden, welche für uns Segler kaum Infrastruktur bieten, um dann auf den wirklich grossen Schlag von 4000 km nach Barbados zu gehen. Dies bedeutet für uns in diesen Tagen täglich etwas von der To Do Liste zu erledigen.  Die Systeme des Schiffs zu überprüfen, von Mast bis Bilge alles durchzusehen, um eventuelle Schwach- oder Bruchstellen zu bemerken und behandeln zu können, Wetter- und Windprognosen studieren, Strategien vor zu besprechen für die Tage auf See, Vorrat einkaufen. Haben wir an alles gedacht? Die nächste Migros  mit Do-it-yourself Abteilung liegt ja nicht gerade um die Ecke …

Gomera ist etwas feuchter als die anderen kanarischen Inseln. Hier haben wir noch einmal gute Infrastruktur, sauberes Wasser  vom Hahn am Steg, um Safari Njema eine Süsswasserdusche zu gönnen und unsere Tanks per Schlauch aufzufüllen, zudem eine Waschmaschine und (meistens) warme Duschen im Hafen. In den nächsten Wochen wird Wasser zum (noch) wertvolleren Gut für uns werden. Unser Wassermacher funktioniert zwar tiptop, doch schafft er dennoch nur 5l /h – Stromversorgung vorausgesetzt. An dieser hat Sven ja seit Wochen herum getüftelt und wir sind guter Dinge, dass wir den Watermaker ca. 3-5 h pro Tag auf See laufen lassen können. Doch auch damit können wir das Niveau unseres Wassertanks von 300 l bestenfalls erhalten, jedoch nie auffüllen. Heisst also unseren Wasserverbrauch sehr bewusst und sehr sparsam zu halten. In Kap Verden wird es mit Ausnahme eines Hafens lediglich öffentliche Wasserstellen geben, wo wir, wie die meisten Einheimischen auch, mit unseren Gefässen Wasser holen könnten. Einerseits wollen wir diese Tankstellen so wenig wie möglich belasten, andererseits ist dies logistisch aufwendig: Mit dem Gummiboot zum Strand fahren, zum Dorfbrunnen gehen, die 20l Säcke auffüllen und zurück zum Strand hieven, ins Gummiboot befördern und über die Brandung zur Safari Njema rausbringen und hochkranen. Zudem ist die Wasserqualität auch nicht immer unbestritten …

Also geniessen wir hier noch den Luxus von fliessendem Wasser, Internet (wenn auch nur schwach) und 220 Volt Elektrizität im Schiff: Putzwasser steht zur Verfügung um nochmals das Schiff innen zu reinigen, den Staubsauger nochmals zu gebrauchen, Teewasser schnell elektrisch auf zu brauen, kühles Bier aus dem Kühlschrank nehmen, ein Dessert kühl stellen, Computers, Telefone, Ipod, E-books (hab ich an alle electronic devices gedacht?) einstöpseln und aufladen …

Trotz begrenztem Empfang freuen wir uns auch weiterhin über Eure emails und sms, auch wenn wir die Nachrichten vielleicht erst verspätet lesen werden können!

Achtung: WhatsApp funktioniert nach Ausklarieren aus der EU auch bei Sven nur noch im Free Wifi Kafi oder Restaurant (und davon haben sie auf See nur so leidlich wenige hingestellt! J )

Es ist gut, lehrreich und sinnvoll für uns zwei, im friedvollen, wohlbehüteten, gut organisierten und praktisch ausnahmslos funktionierenden Schweizerländle aufgewachsenen Stadtkinder, sich der Endlichkeit von Gütern wie Wasser, Gas, Diesel und Elektrizität und der begrenzten Erhältlichkeit von Nahrung bewusst zu bleiben .
Aussicht von Gomera nach Teneriffa mit dem mächtigen Vulkan Teide

Ahoi von Gomera!