Seit 5 Tagen liegen wir in Gomera im Hafen und erfreuen uns
ab dieser authentisch gebliebenen kleinen Insel, verschont vom unglaublichen
Bauboom an Touristenschlaftempeln der grösseren kanarischen Inseln.
Marina de San Sebastian im Abendlicht, gut windgeschützt von den umliegenden Klippen |
San Sebastian Stadtzentrum |
Die kleine Marina ist übersichtlich und gleich inmitten des
Städtchens San Sebastian gelegen. Für Ausflüge fahren Busse kreuz und quer über
die wenigen Strassen der Insel und täglich können wir am Strand und unter den
Dattelpalmen entlang spazieren. Gut ausgeschilderte Wanderwege ermöglichen
unkomplizierte Ausflüge durch die Natur. Gomera ist ruhig – ausser, wenn gerade
eine Fähre anlegt. Auch einen Flughafen gibt es hier, doch täglich genau nur
einen Inland Flug. So lautet denn der Busfahrplan der Airport Linie: Abfahrt ab San Sebastian:
täglich einmal 1 h vor Abflugzeit – wann immer das ist … In San Sebastian weiss man also meistens
schon heute, was übermorgen sein wird.
Diese Ausgangslage ist für uns genau richtig: täglich dürfen
wir wählen: Gehen wir wandern oder auf einen Ausflug, baden oder erledigen wir
etwas von der Vorbereitungsliste für die bevorstehende Route nach Kap Verden?
Ein Glück, dies erleben zu dürfen.
überall Dattelpalmen auf Gomera und natürlich auch Datteln im Vorrat der Safari Njema Crew |
Auf langen Wanderungen bereiten wir uns mental auf die Überfahrt vor |
und die Kakteen gedeihen |
tolle Wanderwege mit super Fernsichten |
Eigentlich wollen wir ja noch nach la Palma, auf die
westlichste Insel der Kanaren. Sie liegt nordwestlich von hier und soll auch
sehr schön sein. Doch wie die Winde zurzeit pfeifen kommen wir nicht dahin und
überlegen uns nun, schon von Gomera nach Kap Verden zu segeln.
Deshalb stehen wir auch etwas unter Spannung und Vorfreude.
Wir dürfen einen jahrealten Traum erleben: die Transatlantik – eine persönliche
Herausforderung. 1600 km bis nach Kap Verden stehen vor uns. Wir rechnen
zwischen 6 und 8 Tagen auf See. Danach ein paar Wochen auf Kap Verden, welche
für uns Segler kaum Infrastruktur bieten, um dann auf den wirklich grossen
Schlag von 4000 km nach Barbados zu gehen. Dies bedeutet für uns in diesen
Tagen täglich etwas von der To Do Liste zu erledigen. Die Systeme des Schiffs zu überprüfen, von
Mast bis Bilge alles durchzusehen, um eventuelle Schwach- oder Bruchstellen zu
bemerken und behandeln zu können, Wetter- und Windprognosen studieren,
Strategien vor zu besprechen für die Tage auf See, Vorrat einkaufen. Haben wir
an alles gedacht? Die nächste Migros mit
Do-it-yourself Abteilung liegt ja nicht gerade um die Ecke …
Gomera ist etwas feuchter als die anderen kanarischen
Inseln. Hier haben wir noch einmal gute Infrastruktur, sauberes Wasser vom Hahn am Steg, um Safari Njema eine
Süsswasserdusche zu gönnen und unsere Tanks per Schlauch aufzufüllen, zudem eine
Waschmaschine und (meistens) warme Duschen im Hafen. In den nächsten Wochen
wird Wasser zum (noch) wertvolleren Gut für uns werden. Unser Wassermacher
funktioniert zwar tiptop, doch schafft er dennoch nur 5l /h – Stromversorgung
vorausgesetzt. An dieser hat Sven ja seit Wochen herum getüftelt und wir sind
guter Dinge, dass wir den Watermaker ca. 3-5 h pro Tag auf See laufen lassen
können. Doch auch damit können wir das Niveau unseres Wassertanks von 300 l
bestenfalls erhalten, jedoch nie auffüllen. Heisst also unseren Wasserverbrauch
sehr bewusst und sehr sparsam zu halten. In Kap Verden wird es mit Ausnahme
eines Hafens lediglich öffentliche Wasserstellen geben, wo wir, wie die meisten
Einheimischen auch, mit unseren Gefässen Wasser holen könnten. Einerseits
wollen wir diese Tankstellen so wenig wie möglich belasten, andererseits ist
dies logistisch aufwendig: Mit dem Gummiboot zum Strand fahren, zum Dorfbrunnen
gehen, die 20l Säcke auffüllen und zurück zum Strand hieven, ins Gummiboot befördern
und über die Brandung zur Safari Njema rausbringen und hochkranen. Zudem ist
die Wasserqualität auch nicht immer unbestritten …
Also geniessen wir hier noch den Luxus von fliessendem
Wasser, Internet (wenn auch nur schwach) und 220 Volt Elektrizität im Schiff:
Putzwasser steht zur Verfügung um nochmals das Schiff innen zu reinigen, den
Staubsauger nochmals zu gebrauchen, Teewasser schnell elektrisch auf zu brauen,
kühles Bier aus dem Kühlschrank nehmen, ein Dessert kühl stellen, Computers,
Telefone, Ipod, E-books (hab ich an alle electronic devices gedacht?)
einstöpseln und aufladen …
Trotz begrenztem Empfang freuen wir uns auch weiterhin über
Eure emails und sms, auch wenn wir die Nachrichten vielleicht erst verspätet
lesen werden können!
Achtung: WhatsApp funktioniert nach Ausklarieren aus der EU
auch bei Sven nur noch im Free Wifi Kafi oder Restaurant (und davon haben sie
auf See nur so leidlich wenige hingestellt! J
)
Es ist gut, lehrreich und sinnvoll für uns zwei, im friedvollen,
wohlbehüteten, gut organisierten und praktisch ausnahmslos funktionierenden
Schweizerländle aufgewachsenen Stadtkinder, sich der Endlichkeit von Gütern wie
Wasser, Gas, Diesel und Elektrizität und der begrenzten Erhältlichkeit von
Nahrung bewusst zu bleiben .
Aussicht von Gomera nach Teneriffa mit dem mächtigen Vulkan Teide |
Ahoi von Gomera!