Nach sechs Tagen in der Marina hängen wir wieder am Anker an
der Westküste Guadeloupes. Es zischt und huuuht laut in den Wanten und knarrt
in der Ankerkette; und unser Windpropeller läuft auf hohen Touren und
produziert zünftig Strom – wir haben in den Böen rund 50 km/h Wind. Alles
andere als eine lauschige Ankernacht trotz klarem Sternenhimmel, der uns einmal
mehr scheint.
Hier sind die Schildkröten wieder zuhause. Beim heutigen
Schnorchelschwumm und der üblichen Ankerhalt Kontrolle haben wir auf die
Schnelle gerade 5 Schildkröten gesehen, eine mit grossem Putzfisch im
Schlepptau. Morgen wollen wir auf der Pigeon Island, knapp 1km entfernt tauchen
gehen. Wir haben uns für zwei Tauchgänge angemeldet, denn hier soll es
besonders schön sein, wo doch der Marine Nationalpark von Jacques Cousteau, dem
Meeresforscher, Film- und Tauchpionier vor mehr als 50 Jahren gegründet wurde
und sich hier entsprechend eine grosse Vielfalt von Korallen und Meeresgetier
angesiedelt haben soll. Wir freuen uns auf spannende Eindrücke.
Überhaupt haben wir Guadeloupe während den letzten paar
Tagen sehr genossen. Zuerst noch auf den kleinen vorgelagerten Inseln Les
Saintes, welche immer noch viel bretonisches Flair zeigen und wir einmal mehr
bekannte Segler antrafen. Man trifft sich immer mal wieder – ehemalige Nachbarn
von den Häfen in Spanien, Gomera oder Kap Verden. Alle sind sie inzwischen auch
gut über den Atlantik gekommen und geniessen hier wie wir die unzähligen
schönen Inseln.
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7 Inseln umfasst der kleine Archipel von Les Saintes |
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la plage des pompières |
Die Überfahrt von Les Saintes nach Guadeloupe am
Ostersonntag war ruhig und schwachwindig. Nach kräftigem Regenguss und Waschküchenstimmung
am Morgen, hellte es auf und Safari Njema rauschte leichthin durch das flache
Wasser unter vollen Segeln, was hier bei diesen starken Winden eher selten
vorkommt.
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Blick zurück von Guadeloupe auf Les Saintes |
Am Südzipfel von Guadeloupes Westteil legen wir in der kleinen
Marina an und können seit längerem wieder einmal unsere Velos auspacken. Wie stets
ist es ein Genuss, wieder mal auf dem Radl zu sitzen, den Fahrtwind in Gesicht
und Haar – Freiheit pur! Einmal zum Leuchtturm und zurück, einmal auf dem Quai
in die Hauptstadt Basse-Terre hinein, die allerdings über Ostern sehr verschlafen
und ausgestorben wirkt und eine Shoppingtour um Safari Njemas Bauch mit
Vorräten zu füllen. Noch immer zählen wir das Fahrrad zu dem tollsten Fortbewegungsmittel
am Land!
Doch Guadeloupes Westteil ist nun mal sehr hügelig und die
Ausgangspunkte unserer geplanten Wanderungen ziemlich weit oben im Dschungel in
den Nationalparks und abgelegen von jeder Bushaltestelle. Deshalb mieten wir
für drei Tage einen gutgebrauchten Citroen C3 und geniessen die praktische
Freiheit, welche ein eigenes Auto bietet: schnell über die beiden Inselteile düsen
und für Sehenswürdigkeiten kurz aussteigen, im Trockenen sitzen bei
Wolkenbrüchen, trockene Ersatzkleider im Kofferraum horten können, in der
Abenddämmerung mit offenen Fenstern und Abblendlicht langsam durch den
Regenwald gutschieren und den vielen wunderbaren Lauten des Dschungels lauschen,
nach anstrengender Vulkantour kurz zum nächsten Wasserfall fräsen und ein
kühlendes Süsswasserbad geniessen und pflotschnass und unterkühlt ins Auto sitzen
und die Heizung auf Volldampf drehen – wenn es draussen doch nur noch 23 Grad
ist!
Also verbrachten wir unseren 10. Hochzeitstag im Dschungel
und auf dem Vulkan Soufrière (mit 1469 müM dem höchsten Punkt der Karibik), an
Wasserfällen und in Bergbächen - wandernd, kletternd, schwimmend, watend,
sumpftretend und alles immer im lushy green. Einfach wunderbar auch wenn wir
ziemlich viel Regen abbekommen haben. Die feuchte Atlantikluft wird am Westteil
Guadeloupes an die Berge gepresst, kühlt sich durch den Anstieg am Berg ab, kondensiert
und macht den Wald mit viel Regen zum Regenwald. Sonnenschein, Regen und
Nebelschwaden lösen sich hier innert Minuten ab.
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Plage St. Anne |
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in Point ä Pitre |
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und wieder ein Vulkangipfel im Nebelregen - la Soufrière |
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Nur teilweise sind die Wanderwege so bequem ausgebaut und führen zu den Sehenswürdigkeiten ... |
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Weil der Wasserfall schon vom Meer aus sichtbar ist, wählte Kolumbus damals diesen Küstenabschnitt für seinen ersten Landfall auf Guadeloupe aus, doch ein langer Anstieg stand bevor, um an das gute Frischwasser zu gelangen. |