Es zieht uns langsam nach Portland in den Westen zurück, wo wir bald unseren Besuch erwarten. Wir hüpfen von Insel zu Insel, wo wir vor zwei Wochen nachts an den Leuchtturm Lichtern vorbeigefahren sind.
Seguin Island ist unser vorläufig letzter Insel Stopp – der höchste Leuchtturm mit der einzigen Fresnel Linse an der US Küste zieht viele Besucher mit Booten an. Auf der Insel wohnt nur während den Sommermonaten die Familie des Leuchtturm Wärters.Die Insel ist wie aus dem Bilderbuch – rund, grün bewachsen, von einer riesigen Vogelkolonie bewohnt und oben drauf der Leuchtturm mit Wärterhaus.
Wir fahren in die kleine Felsenbucht bei Ebbe ein und packen uns nach sorgfältiger Tiefenmessung eine Mooring Boje, um Safari Njema fest zu binden. Gegen Abend verschwinden auch die letzten Tagesausflügler – wir sind alleine in der Stille, kaum ein Lüftchen weht, bei bald wolkenlosem Sternenhimmel. Wunderschön!
Mooring Bojen werden unterschiedlich von Privatpersonen, der
Coast Guard oder von Vereinen gelegt, d.
h. eine Betonblock mit Kette oder Leine und an deren Ende eine Boje dran, dient
dazu, ein Schiff fest zu binden. Teilweise bezahlt man Miete für die Übernachtung,
teilweise können sie frei genutzt werden, natürlich immer auf eigenes Risiko. Weil nicht alle Mooring Bojen gewartet und kontrolliert werden, testen wir nach dem Festmachen immer, ob die Mooring auch wirklich hält indem wir mit starker Rückwärtsfahrt mal ziemlich an der Mooring zerren und sie testen. So machen wir das am Nachmittag auch auf Seguin Island.
Insbesondere in engen Buchten wie auf Seguin Island sind diese Bojen sehr hilfreich, weil so mehr Schiffe auf engem Raum „parkiert“ werden können als wenn die Schiffe vor Anker liegen, wo sie um einen grösseren Radius Freiraum haben müssen. Zudem ist das Ankern in dieser Bucht verboten, weil die Elektro Kabel des Leuchtturms auf dem Grund verlegt wurden und diese durch Anker beschädigt werden könnten.
Insbesondere in engen Buchten wie auf Seguin Island sind diese Bojen sehr hilfreich, weil so mehr Schiffe auf engem Raum „parkiert“ werden können als wenn die Schiffe vor Anker liegen, wo sie um einen grösseren Radius Freiraum haben müssen. Zudem ist das Ankern in dieser Bucht verboten, weil die Elektro Kabel des Leuchtturms auf dem Grund verlegt wurden und diese durch Anker beschädigt werden könnten.
Um 01.00 Uhr – Metallknirschen und ein Donner fährt durch
Safari Njema. Innert Sekunden sind wir aus dem Tiefschlaf gerissen an Deck
und schauen uns die Bescherung an! Wir liegen am anderen Ende der Bucht auf
Grund!
Mit jeder kleinen Welle wird Safari Njema brutal weiter auf die Steine gedrückt. Das Knirschen des Kiels auf Fels geht durch Mark und Bein. Stockfinstere Nacht. Was ist nur geschehen?
Mit jeder kleinen Welle wird Safari Njema brutal weiter auf die Steine gedrückt. Das Knirschen des Kiels auf Fels geht durch Mark und Bein. Stockfinstere Nacht. Was ist nur geschehen?
Die Mooring Boje hängt noch an unseren Leinen, das andere
Ende der Mooringleine lose daran. Sie muss irgendwie gerissen sein.
Fieberhaftes, konzentriertes Nachdenken und Rettungsplan
ausdenken während dem es einem in der Angst ums Schiff fast das Herz zerreisst.
Mit Safari Njemas Motor versuchen wir uns zu befreien. Keine
Bewegung - wir sitzen fest.
Wir machen das Dinghi klar, Sven steigt ein und versucht mit
dem Dinghi unter Vollgas Safari Njema von den Steinen zu zerren. Keine Chance,
sie ist irgendwie eingehackt. Inzwischen liegt auch das Ruder auf dem Fels und
knirscht. Nur kein Ruderbruch, bitte nein!
Die Tide ist für uns, Niedrigwasser ist ca um 01.30 Uhr, dann beginnt das Wasser wieder zu steigen. Zum Glück nur leichter, aber leider auflandiger Wind. Der Flutstrom ist ebenso auflandig. Wenn wir also Safari Njema nicht stabilisieren können, wird sie durch Wind und Strom immer weiter auf die Felsen getrieben!
Die Tide ist für uns, Niedrigwasser ist ca um 01.30 Uhr, dann beginnt das Wasser wieder zu steigen. Zum Glück nur leichter, aber leider auflandiger Wind. Der Flutstrom ist ebenso auflandig. Wenn wir also Safari Njema nicht stabilisieren können, wird sie durch Wind und Strom immer weiter auf die Felsen getrieben!
Die Motorenkraft des Dinghis ist zu schwach und wie lange
würde der Treibstoff reichen?
Unser Anker ausbringen wäre eine Variante, doch der hat sich
gerade in der letzte Nacht zuvor an einem Felsen verbogen. Würde er sich
überhaupt eingraben? Und das Elektrokabel? Also nein.
Im Licht unserer Stirnlampen sehen wir die verbliebenen drei
anderen Mooring Bojen. Würden sie uns halten? Reichen unsere Leinen bis zu den
Bojen? Ich binde alle Leinen die wir haben zusammen und Sven macht mit Hilfe
des Dinghis die Enden an den Bojen fest. Nun nur kein Fehler machen mit den
Knoten, keine Finger einklemmen und keine Leine in die Motorenschraube des
Dinghis bekommen!
So spannen wir also je eine Leine von Bug und Heck über die
ganze Bucht zu den anderen Bojen. Dann kommt Sven zurück und unter vereinten,
zu zweit ziemlich begrenzten Kräften versuchen wir Safari Njema zentimeterweise
gegen Wellen, Wind und Strom aufs Wasser zu ziehen, während dessen die Flut - Gott
sei Dank - endlich einzusetzen beginnt.
Um 02.30 Uhr löst sich Safari Njema vom Grund und schwimmt. Es ist vorerst geschafft. Wir sind frei, vorläufig an den zwei anderen Bojen gesichert.
Doch das Steuerrad dreht lose, keine Rudereinwirkung. Das Ruder war zeitweise auf dem Fels blockiert gewesen, wurde zwischendurch brutal durch Wellen herumgerissen, dann trat eben der Freilauf des Steuerrades ein.
Zum Glück kann bei
Safari Njema kaum ein Ruderbruch passieren, denn das Ruder ist bei ihr durch
einen Stahl Skegen geschützt und gestützt. Und zum Glück ist Safari Njema aus
Stahl, somit kann der Kiel auch nicht weggerissen werden, jedenfalls nicht
durch diese relativ „leichten“ Bewegungen. Doch wer weiss schon was unter uns
im dunklen Wasser alles vorgegangen ist?
Es zeigt sich, dass „nur“ das Steuerseil durch den massiven
Druck aus dem Quadranten gesprungen ist. Diese Situation hatten wir vor Newport
schon einmal, als wir wohl mit einer Lobsterpot Boje kollidiert waren. Sven kann dies also relativ leicht reparieren und die Steuerung wieder herstellen.
Nun lösen wir unsere Rettungsleinen und verholen uns an die letzte verbliebene Boje, wo wir für den kurzen Rest der Nacht nochmal Schlaf zu finden hoffen. Wir haben bange Stunden ausgestanden, das Adrenalin sinkt langsam, die Angst hockt noch in den Gliedern, alle unsere Muskeln tun von der enormen Anstrengung beim Seilziehen weh, wir sind verkrampft, aber erleichtert, dass wir wohl mit einem blauen Auge und dank einem guten Schutzengel davon gekommen sind.
Am Morgen wirkt alles wie ein böser Traum. Stahlblauer Himmel, leichter Wind und die Sonne glänzt. Idylle pur. Es erwartet uns ein super Segeltag nach Portland. Und wie wir die Schwimmbewegungen von Safari Njema heute besonders geniessen! Sogar zwei Wale scheinen sich mit uns zu freuen und zeigen sich zur Feier des Tages an der Seite von Safari Njema.