Dienstag, 15. September 2015

Safari Njema macht Pause -und wir reisen wie die landlubbers



Die letzten Segeltage nach Deltaville sind schwül heiss, doch immerhin erwischen wir laue Nordwinde (beim sonst vorherrschenden Südwind) die uns nach Deltaville püstelen - ja, richtig gelesen: püstelen! Wir versuchen jeden Knoten Wind und jede Stunde Tageslicht zu nutzen um südwärts zu segeln. Der Parasailor beschert uns einmal mehr gemütliches Vorwindsegeln und rettet uns vor dem lauten und langweiligen motoren. Doch aufgepasst!
noch steht der Parasailor mit leicht gewölbtem Bauch im blauen Himmel
Das heissschwüle Wetter bringt auch täglich Gewitterzonen mit sich - gar nicht gemütlich auf See, wo das Masttop weit und breit der höchste Punkt im Wasser ist ... 8mal haben wir Glück und die Gewitterzonen ziehen nur mit ein bisschen Wetterleuchten an uns vorbei, beim neunten Mal kriegen wir's ab.

Da segeln wir doch sehr gemächlich bei schwächelnden 6 Knoten Wind laaaangsam aber stetig unter Parasailor nach Süden. Die Kumuluswolken sehen wir schon seit Stunden sich türmen, doch wird es uns treffen? Nö, nö, wird schon werden, denken wir und wollen doch wirklich jeden Hauch des nun doch langsam auffrischenden Windes nutzen. inzwischen haben wir 10 bis 12 Knoten. Perfekt!

Bis zu einer Windstärke von 16 Knoten lassen wir den Parasailor meist stehen, dann streichen wir ihn, weil das Runterholen sonst zum  Powerplay wird. Doch heute?

Heute lassen wir den Parasailor stehen und erfreuen uns an seinem orangen Bauch und warten mit dem Einholen und warten noch ein bisschen und noch ein bisschen, denn endlich machen wir mal schöne Rauschefahrt.

Und dann, dann kommt die Böe - die Windanzeige steigt innert Sekunden auf 20 Knoten - jetzt aber dalidali, nur runter mit dem Teil. Gut sind wir inzwischen ziemlich eingespielt und schwupps ist das Segel mit dem Socken überstülpt, hängt aber noch als Wurst am Mast, parat zum bergen ...
und dann schlägt die Gewitterböe mit 35 Knoten Wind auf einen Klapf ein und Wumm! Sven hängt noch am Segelende vorne auf dem Deck und wird von der Wucht fast samt dem Segelwurst in die Höhe katapultiert, gut lässt er noch rechtzeitig los, denn die Segelwurst rauscht hinauf in die Horizontale - nur noch am Masttop hängend 15 Meter über unseren Köpfen und bleibt so stehen!
                                           
                                           (Hier wäre das Foto, vom wehenden Wurstsack, hätten wir 
                                           nicht sonst gerade alle Hände voll zu tun gehabt)

Ja und jetzt? wie kriegen wir das Ding wieder runter??? Sch.... genau deshalb segeln wir doch sonst immer so vorsichtig mit dem tollen Segel!
Für lange Diskussionen bleibt kaum Zeit - um die Segelwurst nicht um die Wanten (Masten Abspannseile) zu wickeln, halte ich das Schiff auf raumem Kurs, so wird die Segelwurst zunächst vorerst jedenfalls nicht beschädigt, doch so driften wir auf untiefes Wasser zu - es bleiben wohl maximal 5 Minuten. denn die Fahrrinne in der Chesapeake Bay ist eng.
Wenn wir das Segel oben am Mast lösen, ohne es unten aufs Deck ziehen zu können, geht die Segelwurst baden - vielleicht auf nimmerwiedersehen ...
Gerade noch ratlos, schenkt uns irgendwer eine Abschwächung der Böe und wir lassen uns nicht lange bitten -  in Rekordgeschwindigkeit luv ich an, Sven packt sich vorn auf Deck das Segelwurstzipferl,ich lass vom Cockpit aus das Fall rauschen und die Segelwurst kommt heil, wenn auch als Wurstsalat  herunter. Und schon zieht die Böe wieder auf 31 Knoten an ... Puuuuuh, Glück gehabt! :)
Immerhin, das Gute bei diesen Gewitterböen ist, dass der ganze Spuk ja meist nach rund 20 Minuten vorbei ist. Noch ein paar Regentropfen und Donnergrollen, doch zum Glück keine nahen Blitze und etwa eine Stunde später laufen wir wieder unter strahlend blauem Himmel alles schön gebüschelt in die kleine Marina von Flag Harbour ein.

Noch zwei Tagesetappen trennen uns bis Deltaville. Mit etwas unstetem, doch meist günstigem Wind
erreichen wir die kleine Bucht und ankern vor der Werft bis zum Krantermin nach dem verlängerten Labour Day Weekend.


Etwas gespannt sind wir ja schon, ob Safari Njemas Kiel von den Felsen der Seguin Island stark geschürft ist und ob wir den ekligen, hartnäckig festsitzenden Schmutz am Rumpf wieder wegkriegen. Doch als sie vom Kran aus dem Wasser getragen wird, atmen wir auf! Sieht gar nix so schlimm aus! Safari Njema ist ein starkes Schiff.

Gilb und  Schmutz 



Seguin Island - Kratz, Kratz ...

In Deltaville, unserem Basislager für die nächsten sechs Wochen, fühlen wir uns bald zuhause.Wir treffen ein paar Gleichgesinnte verschiedener Nationen, die auch ihre Boote flott machen und die Bootswerft stellt uns Kunden gediegene sanitäre Anlagen, eine Lounge mit Wifi, einen Courtesy Car und einen Swimming Pool zur Verfügung. Deltaville selbst ist ein ziemlich ausgestorbenes Nest. Das Leben hier spielt sich definitv mehr auf dem Wasser und am Ufer denn auf dem Land ab.

Nach vier Werktagen können wir Safari Njema getrost sich selbst überlassen. Sie ist inzwischen frisch geputzt und konserviert. Wir haben ein Wunder(gift)mittel gegen den Rumpfdreck gefunden nachdem alle Hausmittel wie Essig, Zitronensaft, Seife etc an der Aufgabe kläglich gescheitert sind. HULLCLEANER von STARBRITE heisst das Zauberwort, liebe Segler! Danke für Eure gut gemeinten Tipps! Einmal aufsprühen, abspülen und weg ist's! Yeah - kein schrubben, kein Kratzen, kein Muskelkater!

jetzt glänzt sie wieder schön! Alles weitere machen wir nach den Zeltferien ...

Nun kriegt Safari Njema mal eine Pause von uns. Wir verlassen nach 16 Monaten erstmals wieder unser Schiff. Eine Fahrt ins Grüne mit Zelt und Mietauto ist angesagt ...

Auto beladen, Leiter bald verstaut ... tschüüüüs Safari Njema