Montag, 14. Dezember 2015

letzte Nacht auf Rauschefahrt - British Virgin Islands, wir kommen!

19°27,295 N
64°17,579 W
22.45 Uhr ATS, 02.21 UTC

Noch einmal segeln wir unter strahlendem Sternenhimmel durch die dunkle Nacht. Alles läuft ruhig und rund, wir laufen mit 6 Knoten auf Halbwind trotz gerefftem Gross- und Yankeesegel. Endlich haben wir angenehmen Passatwind erwischt; wurde auch Zeit. Wir bremsen uns selber, weil wir unsere Ankunftszeit in den wieder messbaren Meerestiefen auf den Tagesanbruch planen. Noch haben wir über 4000 Meter tiefes Wasser unter uns.
Nur noch rund 60 sm trennen uns vor dem Landfall auf der Insel Virgin Gorda.

Virgin Gorda - die dicke Jungfer - von Kolumbus so genannt, weil die Insel von See betrachtet Aehnlichkeit mit einer liegenden schwangeren Frau haben soll. Mal schauen, ob dieser Anblick bei der Annäherung von Norden auch zu sehen ist.

Mit 14 Tagen war es eine lange, langsame und weite Passage. Auf direktem Kurs wäre die Strecke rund 1200 sm, doch wir mussten aufgrund der häufigen Gegenwindes viele Umwege segeln. Schon jetzt zeigt das Etmal 1568 sm an. Himmel! Im Zickzack durch das Bermuda Dreieck! .
Diese Umstände haben unsere Geduld und Durchhaltewillen ziemlich auf die Probe gestellt. Auch war lange unklar, ob wir denn überhaupt genügend Wind bekommen würden, um die Ostkaribik zu erreichen oder ob die Umstände uns zwingen nach Südwesten abzurdrehen?
St. Martin, unser eigentliches Ziel mussten wir fallen lassen, denn für das vereinbarte Treffen mit Rene und Sara waren wir eh zu spät und die Route wäre noch weiter in den Osten gewesen. Also mussten wir umplanen und sind nun sehr froh, es (bald) bis zu den Virgin Islands geschafft zu haben und dass es Flugzeuge und Fähren gibt, welche Fahrpläne besser einhalten können. So können Sara und Rene uns nochmals entgegen reisen.

Eigentlich war es auch eine ruhige Reise, denn der häufig so laue Wind ermöglichte auch angenehmeres Bordleben und wir hatten Glück, von richtig heftigen Squalls verschont geblieben zu sein. Squalls sind lokale Wolkenbrüche und stehen hier auf der Tagesordnung, meist mit heftigem Regen und teilweise starken Böen fegen sie über einem hinweg und nach etwa einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Nachts hilft das Radar enorm, die Regen geschwängerten Wolkenwände zu erkennen und gibt uns rechtzeitig Bescheid, dass wir uns vorbereiten können.
Doch eben, wir sind bisher glimpflich davon gekommen und wollen nun mal hoffen, dass auch die letzte Nacht keine Squalls zum Abschluss bringt.

Auf Virgin Gorda werden wir zuerst mal offiziell einklarieren. die Quarantäne Flagge und den Union Jack haben wir zur Vorbereitung schon mal gehisst. Oh ja, merkt man, dass wir uns schon riesig auf's Land freuen? Nach der Einklarierung suchen wir uns ein komfortables Plätzchen in einer Marina und werden erstmal die Beine vertreten gehen, viel, viel schlafen und die nächsten Tage uns und unser braves Schiffchen Safari Njema wieder flott machen.

Safari Njema hat die Dauerbelastung gut überstanden. Einzig die vordere Lucke hat den überkommenden Wellen nicht ganz stand gehalten und Seewasser ist auf die Matratzen getropft. Ausgerechnet jetzt, wo wir diese doch brauchen, wenn unsere Gäste kommen! Ist zwar ärgerlich aber ja nicht weiter schlimm - gibt also eine Reinigungs- und Trocknungsaktion mehr.

Nun aber ab wieder nach oben ins Cockpit und noch ein bisschen Sternli gucken ...