Dienstag, 22. März 2016

Kuba - Havanna


Unsere Kurzvisite in Havanna ist genauso eindrücklich und spannend wie sie gleichzeitig auch bedrückend wirkt. Wir sehen zwei Seiten von Havanna - ein schön herausgeputztes neu renoviertes Stadtzentrum ....




Hier gibt's lokalen Kaffee für den Feinschmecker!

Feine Glace gibt's auch hier in Havanna!


... und ein Havanna, dass die harte Alltagssituation der Bewohner zeigt. 


Schulbus?
Stockwerkeigentum?
in der Matratzen Bude
Pause?
Vielleicht gerade weil von einem anderen Entwicklungsland anreisen und uns ja eigentlich leider „gewohnt“ sind, ärmliche Alltagsverhältnisse in der Dominikanischen Republik zu sehen, beschäftigen uns  die Zustände in Havanna noch einmal nachdrücklich. 
  
Viele Stadtteile von Havanna sind praktisch nur noch Fassade! Von dem herrschaftlich wirkenden Stadtbild aus dem 16. Jahrhundert, im spanischen Stil erbaut, sind nur noch Bruchteile vorhanden. 

Dort wo sich viele Touristen in der Altstadt aufhalten, werden einige Gebäude und Strassen renoviert und bringen den alten Glanz Havannas wieder zum Leuchten. Wenn man jedoch davon weg in die Wohnquartiere kommt, leben die Menschen in bitterer Armut. Wer kein Zugang zu Touristen und zur Touristenwährung hat, hat keine Kaufkraft. Die Einkaufsläden sind – ok, sagen wir mal nicht ganz leer, Lebensmittel scheint es genug zu haben, aber alles darüber hinaus wie Seife, Duschmittel, Werkzeug, Schrauben, Kleber, Baumaterial, Klopapier und weitere „Luxusartikel“ sind sehr teuer (selbst in unserem Verhältnis gerechnet) oder schlicht nicht vorhanden. Von den Wohngebäuden stehen oft nur noch Fassaden, teilweise ist nur noch das Erdgeschoss bewohnbar, wo die Menschen hinter gebastelten Türen und Verschlägen sehr einfach leben.

zu Fuss oder ÖV  unterwegs
Was auf uns Touristen nostalgisch und romantisch wirkt und vordergründig fast nach Lebensqualität aussieht, wie verkehrsarme Strassen wo Kinder mit Murmeln spielen können, ...

50 Jahre alte US-Amerikanische Oldtimer Autos ...


... eine erfrischende Absenz von Plastik,  herumliegendem Abfall und Werbung im öffentlichen Raum ...

... oder in den Quartieren abends gemütlich herumstehende und plaudernde Bewohner


sind oft eher Zeichen von herber Armut, denn frei gewählte Lebenssituationen.

Nebst dem, dass die Revolution der Bevölkerung auch Gutes gebracht haben mag wie gute medizinische Versorgung, Landbesitz für alle und gute schulische und berufliche Bildung, wurden den Menschen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten geraubt und bis heute die Freiheit genommen, sich von dieser Insel weg zu bewegen. Das US Embargo hat enorme Auswirkungen auf das Alltagsleben der Bevölkerung, selbst wenn sich Kuba andere Handelspartner gesucht hat.

Wir kriegen wirklich den Eindruck, dass in Havanna vor 50 Jahren die Zeit stehen geblieben ist. Man mag politisch beide Seiten beachten und anerkennen, doch Fakt ist, dass die Menschen aufgrund des politischen Systems und des damit verbundenen veralteten und politisch irrwitzigen Nachbarskonflikt mit den USA leiden. Wir finden dies eine schlimme Sache und hoffen auf eine baldige politische Entspannung und Öffnung für die Kubaner!

Seit einigen Jahren dürfen Familien als sogenannte „Casa Partiulares“  ein oder mehrere Zimmer ihrer Wohnungen an ausländische Gäste vermieten, natürlich staatlich streng kontrolliert und mit hohen Steuern belastet. Trotzdem können Privatleute so etwas Zusatzgeld verdienen. Die Preise sind standardisiert.
Weil wir kurzfristig gebucht haben, müssen wir dreimal umziehen denn die Casa Particulares sind in der Hochsaison stark ausgebucht. Wir hören mehrmals, dass sich momentan viele Reisende noch das alte Havanna ansehen möchten, bevor die Öffnung zu den USA Fortschritte macht und entsprechend Einfluss auf das Erscheinungsbild haben wird. Tatsächlich steht ja kurz nach unserem Besuch die Visite von Barack Obama an … Eine unserer Gastgeberinnen würde sich am liebsten wöchentlich eine Visite des US Präsidenten wünschen, so würden die Renovationsarbeiten in Havanna schneller voran getrieben!
In den Casa Particulares durften wir Einblick in drei Familien haben und sehr freundliche, offene und interessierte Menschen kennenlernen. Das zusätzliche Einkommen verschafft ihnen etwas finanzielle Erleichterung im Alltag.

Unsere letzte Vermieterin und ihr Ehemann sind jung und voller Elan, sie ist Architektin. Seit zwei Jahren renoviert sie schrittweise ihr Haus, inzwischen als 3-Zimmerwohnung nutzbar. Seit Dezember darf sie nun ein Zimmer vermieten. Dank den Zimmereinnahmen können Laura und Rodney schrittweise ihr Haus weiter einrichten und renovieren. Letzten Monat wurde eine Aussenbeleuchtung  vor der Haustüre montiert, damit die Gäste nachts den Eingang finden, nächsten Monat wird eine Hausklingel montiert, damit interessierte Gäste sich überhaupt bemerkbar machen können und nicht an die Hausfassade hochschreien müssen, so wie wir es angetroffen hatten. Ach nein, das Hochschreien hat ein netter Nachbar für uns übernommen – so, macht man das nämlich in Kuba, denn wer hat schon eine funktionierende Türklingel?

Casa Particular Laura Y Rodney
Blick vom Zimmer auf die Gasse
eines unserer netten Zimmer

Doch einmal mehr stellen wir fest, dass trotz Armut und schwieriger Lebensumstände die Menschen sich ihrem Leben erfreuen. Es wird geliebt, gelacht, gearbeitet, getrunken, geheiratet, gestritten, getanzt, gespielt, geraucht, gestorben und – Musik gemacht! 



In den Gassen ist die schöne kubanische Musik überall noch mehrheitlich live zu hören. Hauptsächlich mit akustischen Instrumenten gespielt, erleben wir beides, spontane und wohl einstudierte Ständchen in Bars oder auf den Strassen. Ein besonders schönes Erlebnis!


Und so bleibt uns Kuba als gute, interessante und aber auch nachdenklich stimmende Reiseerinnerung erhalten.