Von Ankerbucht zu Ankerbucht schlängeln wir uns den Exumas
Inseln entlang nordwärts. Das Wasser bleibt fantastisch klar und die Farben
sind einfach genial! Westlich der Exumas erstreckt sich die Great Bahamas Bank –
ein sehr seichtes Gewässer, eigentlich eine riesige Sandbank, selten tiefer als
10 Meter und oft gerade nur so Tief dass wir mit Safari Njema knapp darüber
hinweg gleiten können. Die Winde sind uns seit Wochen gut gestimmt und wir
geniessen das Segeln durch das türkisene Wasser ohne Wellen, wo der Meeresgrund
fast immer sichtbar ist. Allerdings heisst es auf ein paar Strecken auch Ausschau
halten, damit Safari Njemas Kiel nicht die einzelnen Korallenköpfe tuschiert –
was eine ziemlich deftige Schockbremse mit entsprechenden Schäden zur Folge
hätte. Doch die Korallenköpfe sind meist so klar auszumachen wie Stoppschilder
auf der Strasse.
Die Bahamas mit den einsamen Inseln und dem kristallklaren Wasser
gefallen uns super. Wir schnorcheln oft mit der Tidenströmung, heisst mit bis zum 8 km/h über das Wasser gleiten, natürlich immer gesichert am Dinghi angebunden. Das wirkt auf den Langsam-Schwimmer Mensch unglaublich schnell! Der Meeresgrund befindet sich lokal wie in einem Sandsturm - die Weichkorallen rauschen in der Strömung. Bei dieser Geschwindigkeit überholen wir sogar einen gemächlich dahin schwimmenden Hai und begegnen einer ganzen Barracuda Schule! Die warten alle auf Futter, welches von der starken Strömung angeschwemmt wird, doch lassen uns schön an ihnen vorbeiziehen. Ein super Erlebnis!
Hai unter Safari Njema |
Ein anderes Mal fahren wir mit dem Dinghi zu einer Höhle wo ein 007 Film gedreht wurde: Thunderbol Grotto. Nur bei Slackwater, als bei Ebbe Tiefst Stand, kann man in die Höhle schwimmen, vor oder danach ist die Strömung zu stark um dagegen an schwimmen zu können. Wir treffen diese Situation auf morgens um 7.00 Uhr an, Selbst jetzt ist die Strömung schon ziemlich starkt, doch wir können unter den Felsen durch und in die Höhle schwimmen. Viele bunte Fische tummeln sich hier und das Licht, welches durch ein Oblicht einfällt ist einfach toll! Gerade bevor wir wieder die Höhle wieder verlassen wollen, entdeckt Sven einen schlafenden Hai auf dem Grund. Gut ist dieser ein Langschläfer und hoffentlich kein Morgenmuffel! Schnell verlassen wir nun die Höhle ohne ihn aufzuwecken. Nur etwa 10 Minuten später ist an ein erneutes Hineinschwimmen nicht mehr zu denken. Die Strömung spült so stark durch die Höhle und das Wasser beginnt bereits wieder zu steigen.
Doch was wir vermissen, sind die Bewohner! Rund 350 000
Bahamians leben auf diesen Inseln, davon rund 250 000 Menschen in Nassau auf
der Insel New Providence. Also ist es nicht verwunderlich, dass wir nach mehr
als 5 Wochen noch mit kaum mehr als 20 Einheimischen Kontakt hatten. Das finden
wir schade, denn wir unterhalten uns ja immer gerne mit den Menschen vor Ort
und diese Begegnung fehlt uns im Gesamterlebnis Bahamas. Entsprechend leben wir
auch fast ausschliesslich von den Vorräten aus dem Schiffsbauch, den seit
George Town und dem kleinen Dorf Black Point trafen wir noch nicht mal einen
kleinen Kiosk oder eine Strandbar mehr an.
Gleichzeitig ziehen wir an verschiedenen privaten Inseln vorbei, von
denen wir nur zum Teil die Besitzer kennen wie Jonny Depp (Inselkaufpreis im
2004 3,6 Mil.), Familie Bertarelli, David Copperfield …
Bell Island - Private Insel mit ... |
Wasserflugzeug und allem erdenklichen Luxus |
Pig Beach |
Eine Kuriosität treffen wir am Pig Beach an. Seit zig Jahren
leben hier halbwilde Schweine. Wie sie auf die unbewohnte Insel gelangten ist
unklar. Entweder konnten sie sich von einem aufgelaufenen Frachter, ein solches
Frack liegt unweit auf dem Riff, selbst zur Insel retten oder sie wurden von frühen
Entdeckungsfahreren als Proviant für nachkommende Schiffe ausgesetzt.
Jedenfalls leben sie hier ungestört auf der kargen Insel. Unter Seglern hat
sich diese Kuriosität herumgesprochen und inzwischen sind die Schweine von
Staniel Cay VIPs. Die Schweine freuen sich nämlich sehr, wenn sich ein Boot
nähert und ihnen allerlei Futter oder einfach Frischwasser bringt. Sie sind
eigentlich recht zahm, können allerdings auch etwas ungestüm sein, schwimmen zu
den Booten raus und versuchen auch schon mal ein Gummiboot zu entern. Also
aufgepasst! Selbstverständlich suchen auch wir von unserem schwindenden
Frischproviant ein paar Rüebli und die Rüstabfälle heraus und bringen sie zum
Schweine Strand. Allerdings trauen wir den Piggies dann doch nicht so ganz und
ich werfe nur kurz das Futter in den Sand und renn-wate verfolgt von Schweinen
zurück zum Dinghi.
Kokosnuss pflücken auf der verlassenen Lee Docking Island |
Als Mitglieder des Cruising Club Schweiz CCS tragen wir auf unserer
Schweizerflagge am Heck das goldfarbene Clubzeichen. Erneut erweckt unsere
Flagge deshalb Interesse von einer Segelyacht unter kanadischer Flagge. Es ist ein Charter Schiff und die mietende
Crew ist von der Genfer Sektion des CCS. Als wir uns an einem zweiten Abend
wieder in einer Ankerbucht treffen, werden wir von Capitain Christian und
seiner Crew zum Apéro eingeladen und geniessen einen lustigen bilingual Abend
unter Schweizern. Natürlich darf bei den Welschschweizern der gute Weisswein nicht
fehlen und wir geniessen seit langem wieder einen solch feinen Tropfen! Die
Crew verbringt zwei Wochen Ferien in den
Bahamas und leider endet ihr Törn schon in zwei Tagen wieder in Nassau. Zum
Abschied beschenken sie uns grosszügig aus ihrem Restvorrat – darunter Wein und
2 Tafeln Cailler Schokolade! Hemmu uf Aerde! Vielen Dank! Noch sind ein paar
Täfeli übrig …
auf dem höchsten Gipfel der Exumas: 34 m über Meer |
Beim Emerald Rock treffen wir uns nach Monaten wieder mit SY
Greta May. Die Engländer Dave und Jane lernten wir im September 2015 auf der
Werft in Deltaville USA kennen, wo wir wochenlang an unseren Booten arbeiteten.
Greta May will wie wir im Mai über den Atlantik segeln und
via Azoren nach England zurückfahren.
Land & Sea Park Warderick Well |
Zusammen segeln wir Insel hüpfend nach Nassau, wo sich
unsere Wege vorübergehend trennen. In der schönen Resort Marina Palm Cay machen
wir uns zielstrebig für die weitere Fahrt bereit. Waschen, tanken, putzen und
mit dem frei zur Verfügung stehenden Auto den nächsten Grosseinkauf für die
kommenden Tage bis Wochen erledigen.
Palm Cay Marina & Resort |
Natürlich darf auch ein Drink an der
Strandbar in diesem hübschen Ambiente nicht fehlen und weil alles so schnell
und effizient erledigt ist, packen wir unsere Velos hervor und radeln um die Insel
in die Hauptstadt Nassau. Hier geht’s gschäftig zu und her und drei riesige
Kreuzfahrtschiffe stehen im Hafen. Entsprechend ist die Stadt gerade mit rund
9000 Tagesgästen geflutet! Für Nassau ist dies Alltag und der Tourismus eine
der Haupteinnahme Quelle des Landes. Wir beobachten das unterhaltsame Treiben
amüsiert und geniessen dazu die Lokalspezialität Conch Fritters - frittierte Lambi-Muscheln
und seit Ewigkeiten wiedermal ein Ice Cream!
Endlich wiedermal Velofahren! Auf dem Weg nach Nassau |
Für die nächsten Tage wird nur ein einziger Tag mit Ost bis
Ostsüdost Wind vorhergesagt, danach mehrere Tage Flaute oder Nordost Wind. Also
wollen wir uns diesen Wind nicht entgehen lassen und verlassen Nassau nach nur zwei
Nächten, auch wenn dies bedeutet, dass wir Safari Njema 45 sm hart am Wind
durch die Wellen jagen müssen – kein wirkliches Vergnügen, doch besser als 10
Stunden unter Maschine langweilig dahin tuckern zu müssen. Wir erreichen nach
9.5 Stunden die Royal Island bei Eleuthera durchgeschüttelt, eingesalzen und müde
vom anstrengenden Segeln.
Ab nun ist alles vom Wetter abhängig, ob wir noch weiter nach
Norden zu den Abaco Islands segeln oder zur nächsten grossen Passage nach
Bermuda starten. Safari Njema, Sven und ich sind bereit für die grosse Fahrt.