Es ist 01.30 Uhr Freitag, 8. Mai. Der Wind ist lau und der Seegang mild. Kusi, unser Windsteuerpilot tut seinen Job wie immer zuverlässig, unermüdlich und gut. All das erlaubt mir, bei hellem Mondlicht auf Deck zu bloggern.
Wir sind seit 62 Stunden unterwegs seit wir Marigot auf Saint Martin verlassen haben. Gut gestartet bei flottem Passatwind segelten wir in den ersten 24 Stunden ein Tagesetmal von zufriedenstellenden 142 sm, insbesondere, weil sich in den ersten Stunden ja immer alles zuerst einschaukeln muss, inklusive uns, bis das Schiff rund läuft, die Stimmung gesetzt und auch im letzten Chochichäschtli das letzte nervige Geschepper gestoppt ist. Weiter flott voran ging es auch die zweiten 48 Stunden weiter und wir geniessen die wohl gezählten letzten Passatwindstunden. Danach werden die Windprognosen wieder wage. Wir hoffen, dass sich für einmal die Windstatistik bewahrheitet und der Passat bis zum 26. bis 28. Breitengrad hoch noch Einfluss nimmt. Ok, das ist wohl optimistisch gedacht, aber man legt ja wohl Statistiken immer zu seinen Gunsten aus, oder? Momentan haben wir aber nur noch magere 10 Knoten Wind leicht achterlich und 1,2 kn Gegenstrom. Das wird unser Tagesetmal ziemlich drücken.
Das Meer ist nun wieder stark königsblau und sehr, sehr tief. Noch nie hatte Safari Njema so viel Wasser unter dem Kiel! Das ist gewaltig und schön. Langsam nehmen nun auch die Wassertemperaturen ab. Lasen wir in der Marigot Bay noch 28 Grad sind es heute schon kühlere 25,7 Grad. Werden wir wohl die täglichen Meerbäder in den Bermudas fortsetzen können? (Bei unter 20 Grad schwimmen zu gehen liegt ja gar nicht drin!)
Wobei es tagsüber ja schon etwas kühler werden darf. Es ist immer noch sehr heiss und wir verkriechen uns ins hinterste Schattenplätzli wo's nur geht. Unsere mit Tüchern verhängte Sprayhood gleicht eher einer Höhle und wir haben es heute als Ausnahme schon mal gewagt die Decksluken zu öffnen, da sich die Hitze im Schiff drin so gestaut hatte. Die Nächte sind sehr angenehm und bei rund 24 Grad lässt es sich gemütlich in T-Shirt und Shorts Wache schieben.
Toll ist natürlich unser Kühlschrank! Immer einen kühlen Eistee oder Sirup oder sogar einen kühlen Waschlappen gegen Kopfweh zur Hand zu haben - ein Luxus! Entsprechend geniessen wir vorerst auch kalte Küche: Salate, Couscous, Gschwellti und Chääs ? und wie wir es seit Jahren immer auf langen Reisen halten (ab 6h Flug, Bus- Auto oder Zugfahrt aufwärts): man darf alles und immer den ganzen Tag und Nacht lang essen was das Herz begehrt, der Schiffsbauch hergibt und wann immer Langeweile ums Maul entsteht. So lassen sich Nachtwachen auch gut aushalten!
Mit der Wachschieberei läufts soweit prima, d. h. nach 62 Stunden haben wir beide unseren Schlaf in Etappen nachgeholt, das übliche Ersttagskopfweg und Ersttagsunwohlsein ist ausgestanden. Es bleibt eine Grundmüdigkeit, doch da das Schiff bei diesen Verhältnissen ruhig läuft und keine dringlichen Segelmanöver jemandes Freiwache unterbrochen haben, sind wir gut zwäg.
Gestern haben wir unsere 10 000ste Seemeile auf Safari Njema gefeiert. Ja, unser tapferes Schiffchen hat uns schon weit gebracht und wird uns auch diesmal sicher nach Bermudas schaukeln. Nur noch 507.9 sm bis dorthin und nochmals 4/7/24 Stundenbetrieb ? auch das geht vorbei.