Jedes
Schiff hat sich über Funk bei der Bermuda Radio Station bei der Annäherung von
etwa 40 km zu melden. Und sie nehmen es genau und wollen die aktuelle geographische
Position wissen, die Grösse, Farbe und
Kennung des Schiffes, welche Not und Rettungshilfsmittel sind vorhanden,
Kennung der Notsignal Boje, Grösse der Crew
und Benennung des Captaines und welche Früchtlis oder Waffen sonst noch an
Bord sind? Wenn man dann vor der Einfahrt steht, darf man nochmals funken und
um Erlaubnis zum Passieren fragen, nur um sicher zu gehen, dass man keinem
dicken Pot wie z. B. einem Kreuzfahrtschiff begegnen würde. Da beide nicht
ausweichen könnten, wäre das ein Disaster … Doch die grossen Pöte sind meistens sowieso
nicht mehr im Hafen von St. George’s Town, denn sie sind inzwischen einfach zu
gross und tief gebaut.
Wir geniessen die Einfahrt durch das
türkisschimmernde Wasser an den Korallenfelsen entlang und freuen uns,
wiedermal Nadelbäume zu sehen! Es ist ein tolles Ankommen: strahlendes Wetter,
die pastellfarbenen Häuser von St. George’s Town und fast die Hälfte der
Segelschiffe vor Anker kennen wir von früheren Häfen in Europa oder der
Karibik! Muline, Rote Grütze, Lubini, White Witch, Amazone, Yarona … nur
Salomon mit Urs drauf ist schon weg. Nach dem Einklarieren legen auch wir uns
zwischen die anderen ins Ankerfeld und bald kommen die Lubinis vorbei und
Gunther (von der Shaka nun auf die Rote Grütze gewechselt) stattet uns mit
Lasse und Nele von einer anderen deutschen Yacht ein Bsücheli ab. Das ist wirklich
ein schöner Abschluss und ein warmes Willkommen nach einer gelungenen langen
Passage!
Bermuda ist wie eine grosse Kreuzung der
grossen Schiffswege. Die einen segeln nach Europa zurück und die anderen machen
sich wie wir auf den Weg in die USA.
Nach dem letzten Blogeintrag blieb das Wetter
schön und ruhig, leider auch der Wind. Doch einmal mehr rettete uns das
Parasailor Segel und wir konnten bis auf 9 Stunden, als der Wind komplett
einschlief, den ganzen Weg segeln. Durch das ruhige Wetter blieb auch der
Seegang angenehm und ich schaffte es erstmals auf einer Überfahrt Bücher zu
lesen! Was für ein Vergnügen! Zwischendurch vom Buch aufschauen, ein bisschen
am Segel zupfen und den Blick übers schöne Meer schweifen zu lassen,
Kontrollblick auf alle Geräte und – weiter sich ins Buch vertiefen. Echt schön.
Ansonsten sahen wir in diesen sieben Tagen
etwa 15 Delfine, portugiesische Galeeren (giftige Quallen), 1 Kreuzfahrtschiff
und 3 Segelschiffe. Mit Seahawk, einer amerikanischen Yacht unserer Grösse, teilten
wir etwa 40 Stunden lang unseren Weg. Wir sahen am Horizont das Segel oder
nachts das Licht. Wie üblich in einer solchen Situation funkt man sich dann
kurz mal an und schwatzt ein bisschen. In der letzten Nacht haben wir uns dann
aber aus den Augen verloren und erst wieder hier im Hafen getroffen.
Ach ja und da war noch dieser Schreckmoment. Etwa 1 h
nach Eindunkeln schlug einmal das Radar Alarm. Voraus ein Signal. Wir hielten
Ausschau nach Licht oder irgendwas Erkennbarem in der Dunkelheit – nichts. Dann
kein Signal mehr. Nachträglich wurde uns klar, dass dies ja nur logisch ist, da
man in der nahen Umgebung von zwei Seemeilen die Signalisation des Radars unterdrückt,
weil sonst jede höhere Welle einen Alarm auslösen würde. Na ja, nachher ist man
ja immer schlauer! So hatten wir also von dem ominösen Zeichen nichts mehr
gesehen und aus den Augen, wenn auch nicht ganz aus dem Sinn verloren und
segelten wacker weiter drauf los.
Jedenfalls
fierte ich gerade die Yankee Schote war, als ich plötzlich eine Glocke läuten
hörte. Das ging durch Mark und Bein und so schnell, dass ich vorerst dachte,
dass da ein Schiff ganz in der Nähe zum Alarm seine Glocke schellte. Im Licht meiner Stirnlampe (und die zündet wirklich
nicht weit!) sah ich einen Reflektor Streifen
einer Tonne mit einer Schiffsglocke obendrauf. „Sveeeeeeen!!!“ :o!
Heinomol,
zum Ausweichen wäre es zu spät gewesen oder meine Reaktion zu langsam und zum
Glück waren noch ein paar Meter Wasser zwischen uns! Sven hat dann die Tonne in
unserem Kielwasser auch noch verschwinden sehen. War also kein Alptraum
gewesen.
Bei der
Tonne hatte es sich wohl um die Atlantic South gehandelt, auf der Seekarte an
einer anderen Position eingezeichnet, die wohl durch Sturm oder Strömung
vertrieben wurde. Eine solche Tonne ist aus Stahl und etwa 4 Meter hoch mit
einem Umfang etwa 3 Metern. Also hätte das ganz schön gekachelt bei einem
Zusammenstoss! Übrigens sind solche Tonnen sehr oft mit einer Schiffsglocke
versehen, aber nicht beleuchtet, um genau dieses Warnsignal bei Nacht oder
Nebel abzugeben!
Da hätten
wir doch beinahe mitten auf diesem Ozean eine Tonne geküsst! Unglaublich, unheimlich
und gut hatten wir unseren Schutzengel dabei!
Nun
bleiben wir die nächsten zwei Wochen hier, schauen uns die hübsche Insel an und geniessen
noch das warme und trockene Klima (Luft 25°, Wasser 23°). Alles wirkt sehr
gepflegt und einmal mehr fällt uns auf den ehemals britischen Inseln der extrem
freundliche und höfliche Alltagsumgang der Leute miteinander auf.
Hier ein paar Fotos von unserem ersten Landgang auf Bermuda:
enge Einfahrt in den Hafen |
Hafeneinfahrt nach St. George's Town |
St. George's Town Harbour |
St. George's Town |
Wir lassen weiter hören, bevor es dann zum nächsten langen Schlag in den (hoffentlich frühsommerlichen) Norden nach Maine in die USA losgeht.