Samstag, 28. Mai 2016

Aus dem Logbuch

UTC 1500 h
N 34° 40,33
W 51° 56,14
Kurs Ost mit 4 K Speed bei 7 K Wind von Nordwest.
Wir sind seit 6mal 24 Stunden unterwegs. Die Azoren 1034 Seemeilen entfernt.

Für Sonntag, unseren Starttag war viel Regen angesagt, was unsere ohnehin gespannte Stimmung dämpft. Schon am ersten Tag im schönen Bermuda verp. zu werden - gar keine tolle Aussicht! Doch es soll anders kommen .

Den Samstag sind wir zügig angegangen, Safari Njema steht mit frischem Wasser und Diesel vollgetankt an der Hafenmauer von St. George. Als alles erledigt ist, unternehmen wir nochmals unseren Lieblingsspaziergang in die Tobacco Bay und geniessen ein letztes Bad in diesem phenomenal schönen Wasser, verabschieden uns innig vom karibischen Meer und dem Bermuda Dreieck.

Für die letzte Nacht leisten wir uns einen gemütlichen Stegplatz, so können wir unser Dinghy entsalzen und trocken versorgen, den Ankerkasten zukleben und abends nach dem letzten Ausgang bequem von der Hafenmauer aus in die Koje steigen, denn wir haben noch Besonderes vor ..

Maja und ihre Familie lernten wir vor einem Jahr, just bei unserer Abfahrt von Bermuda zur US-Küste kennen. Maja ist Schweizerin und die Familie lebt seit 16 Jahren auf Bermuda. Noch beim Abschied versprachen wir uns beim nächsten Besuch auf Bermuda wieder zu melden und hier also sind wir wieder. Zu Maja durften wir Dokumente des Schweizerischen Schifffahrtsamtes senden lassen und für den letzten, im Lager-Jargon "Bunten" Abend sind wir bei ihnen zum Grillabend eingeladen. Wir verbringen einen gemütlichen und angeregten Abend bei feinem Schmaus im schweizerdeutsch-englisch Mix mit Radio DRS Hintergrundmusik. Unser Eindruck von dieser wunderschönen Insel wird nochmals bestätigt und wir hören über das Alltagsleben im nicht nur pastellfarbenen Bermuda. Die Kinder von Maja und Charles, respektive jungen Erwachsenen Adriana und Thomas sind leidenschaftliche Regattasegler und starten international für Bermuda. Auch mit der Familienyacht ist die Familie in den Gewässern Bermudas unterwegs - eine schönere Kulisse gibt's ja gar nicht!

Obwohl in der Nacht schon Regenschauer niedergingen stehen wir morgens zeitig bei überraschend freundlichem Wetter auf, klarieren um 8 Uhr im Immigrationsbüro um die Ecke aus. Bei Sonnenschein nun Leinen los, Fender versorgen und die Bermuda Radio Station über unser Ausfahrt, Ziel und erwartete Ankunft in den Azoren informieren - dann Bye, Bye Bermuda!

Wie beim Start werden wir auch in den nächsten 60 Stunden geschont von Regenschauern ganz entgegen den Prognosen! Das freut uns riesig und wir geniessen jede trockene Stunde und den schönen, starken Wind während den ersten 3 Tagen. Wie üblich kommt alles andere ausser Segeln in diesen ersten Tagen und erst recht bei diesen Wind- und Wellenbedingungen zu kurz. Es ist streng. Dafür machen wir ordentlich Strecke und fahren vorerst nordöstlicher als die direkte Linie, um einer Flauten Zone auszuweichen.

So haben wir nach den ersten 3 Tagen auch gar nichts dagegen, als der Wind abflaut und wir nun 3 Leichtwind Tage kassieren. Klar, unsere Tagesstrecken werden kürzer, dafür steigt der Komfort an Bord. Endlich wieder Aufrechtstehen im Schiff ohne sich unentwegt festhalten zu müssen. Die Luft wird endlich trockener und wir können im Cockpit das viel gefangene Salz entfernen, Duschen und mal richtig mit Kochen und Essen beginnen - leckere Salate, selbstgemachte Lasagne, Rösti . Podcasts hören und lesen. Wir sind eingeschaukelt. Leider kriegen wir nicht viel Abwechslung - bisher zeigten sich nur zwei Delfine, zwischendurch Seevögel und haufenweise Quallen der giftigen Sorte Portugiesische Galeeren.

Mit unserem Wetterrouter Chris Parker stehen wir täglich in Verbindung. Er beginnt uns nach 3 Tagen nach Südost zu leiten. Das ergibt auf der Karte also eine Schlangenlinie - mpf, vorerst nicht gerade erfreuchlich, doch die Empfehlung scheint zunehmend zu bestätigen, dass sich ein Sturmtief von der kanadischen Küste nähert und unseren Weg zu den Azoren etwa Sonntag bis Dienstag kreuzen wird.

So wird es ab morgen wohl ruppig. Dank dem gefahrenen Umweg nach Südosten werden wir uns aber zum Glück nur am Rand des Tiefs befinden und uns mit machbaren Windstärken bis maximal 30 Knoten beschäftigen müssen - hoffentlich nicht mehr. Also schreib ich den Blog noch heute, geniessen wir am Nachmittag nochmals eine Decksdusche und freuen uns schon aufs Nachtessen: Schinkensteak, Kartoffelstock und frische Bermuda Bohnen, ab Morgen wird das Sitzen am Computer, das Liegen im Bett und das Stehen in der Küche wieder nervig unangenehm.