Mittwoch, 27. Juli 2016

Eviva Espana!

Asturien - Einschenken des hier typischen Sidras - Apfelwein
Der Norden Spaniens fasziniert uns erneut mit seinen urchigen Küstendörfern, einer lebendigen Fischindustrie, grünen Fjords, frisch duftenden Eukalyptus Wäldern, viel Folklore, herber Seeluft und ganz feine Schnausereien ob zum Kaffee, Apéro oder späten Nachtessen. 
Einlaufen bei Sonnenaufgang in den Ria (Fjord) Viveiro
Schroffe Küsten und viele Leuchttürme um das Kap Ortegal
Muxia - Kirche der Virgen Carmen de los Barxas


Beim Nähen der Fischernetze
eine aktive Fischerflotte entlang der Küste
Einfahrt in den Ria Ribadero
Bis weit ins Landesinnere wirken die Gezeiten in den Rias



Ria Ribadero
Begegnung auf See
Bald haben wir uns wieder an den spanischen Alltag gewöhnt, beginnen den Tag nicht vor 9 Uhr und essen unser Abendessen kaum vor 22 Uhr. Die Tage sind herrlich lange im Vergleich zur Karibik und wir nutzen sie für Ausflüge zu  Fuss oder Velo oder für lange Segel Etappen  um das Kap Ortegal. Denn ganz unerwartet zum üblichen vorherrschenden Nordost Wind finden wir einen gäbigen Südwest Wind, der uns locker ums Kap bläst und uns zwei hübsche Fjords besuchen lässt, bevor wir in der grossen, lebendigen Stadt Gijon festmachen und das Wiedersehen nach 2 Jahren geniessen. 


Altstadt Gijon

Ausflug per Mietauto nach Santander
Stadtstrand von Gijon
Promenade Gijon

Safari Njema im Hafen von Gijon
Plaza Mayor Gijon
 In Gijon findet ein wöchiges Stadtfest mit viel Gesang, Musik  und Traditionshandwerk statt und eine entspannte fröhliche Stimmung mit vielen Spaziergängern entlang der Mole macht sich all abendlich breit. 
Folklore Festival in Gijon



Samstag, 16. Juli 2016

Der Kreis hat sich geschlossen


Die Atlantikrunde ist vollbracht und wir sind nach knapp zwei Jahren zurück in Muxia, diesem kleinen gemütlichen Fischerdort etwas nördlich vom Kap Finisterre in Nordspanien.

Also das allerschönste beim Segeln ist das fantastische Gefühl des Landfalls – von der weiten, blauen Wüste kommend, dieser für den Menschen eigentlich unwirtlichen, wenn auch urschönen Gegend zurück zu kehren, sich dem Land und heute war’s immerhin die riesige Landmasse Europas, zu nähern, langsam die Umrisse der kargen Küste zu sehen, das sehnsüchtige Warten während des bedächtigen Näherns, immer klarer die Zeichen von Zivilisation, den Leuchtturm, Gebäude, Windstromanlagen, die Hafenmole, die Hafeneinfahrt, Menschen zu sehen und all das im strahlenden, goldenen Licht vor Sonnenuntergang – einfach absolut wunderbar!

Land in Sicht!

Die Kirche von Muxia
Sven bereitet die Leinen für den Hafen vor
müde aber bald geschafft
Umso stärker sind diese Gefühle nach den rauen Bedingungen der vorgehenden 30 Stunden. Dabei sah alles so gut aus für Safari Njema. Während den ersten 7 Tagen hatten wir guten Weg gen Nordost gemacht mit genügend Spatzung, um das Kap Ortegal weit aussenrum zu runden, wohl die lokal vorherrschenden Winde einberechnend. Und dann dies:
150 Seemeilen vor dem Kap Ortegal erreicht uns nach einem Tag Flaute zunehmender Ostnordost Wind – also genau auf die Nase! Herrje und dabei haben die Wetterprognosten diesen erst vor wenigen Stunden aus dem Hut und uns durchs Äther gezaubert! Und so kam alles anders als erwartet oder, wie Gerda immer sagt: Abgerechnet wird im Hafen!

Die letzten 30 Stunden sind hartes Segeln oder „U-Boot fahren“ wie Gunther dies benennt. Gegen Wind, durch Wellen und Strom kämpft sich Safari Njema bei bis zu 35 Knoten Windstärke nach Europa. An unserem Ziel das Kap Ortegal zu runden oder la Coruna zu erreichen können wir nicht festhalten – Planänderung – gut kennen wir die Küste und sichere Häfen. Die Bedingungen zwingen uns klein bei zu geben und bald heisst das schlichte Ziel, Schiff und Crew  sicher und ohne Schäden in den Hafen zu bringen. Wir müssen nach Südost weichen und dabei auf den letzten 60 Seemeilen die Separated Traffic Zone überqueren oder übersetzt für Landlubbers: die Autobahn für die Grossschifffahrt. Diese ist eine imaginäre Zone durch welche die Frachter richtungs getrennt entlang der spanischen Küste geleitet werden.

Die Traffic Zone ist für uns kleine Schiffe eigentlich gesperrt, ausser man muss sie queren, um zur Küste zu gelangen, dann aber möglichst in einem 90 Grad Winkel, also auf dem kürzest und schnellst möglichen Weg. Haha, und nun stelle man sich Safari Njema auf dieser „Autobahn“ vor, zwischen den Wellenbergen stampfend und schnaubend hart am Wind bei 20 bis 35 Knoten Wind stark gerefft segelnd, zusätzlich gebremst von einem Gegenstrom von 1 Knoten … das macht dann noch 4 Knoten Geschwindigkeit bestenfalls oder rund 6 Stunden in dieser Traffic Zone.

Auf unserer AIS Liste zählen wir einmal 45 Tanker und Frachter um uns herum. Nur Wenigen davon stehen wir wirklich im Wege, doch trotzdem eine unangenehme Situation. Weder die Frachtschiffe, bedingt durch ihre immense Grösse, noch wir, bedingt durch unsere limitierte Geschwindigkeit und den aktuell harten Bedingungen, können auf kurze Distanz gut ausweichen. Also funken wir potentielle Kollisionspartner an und geben unser Position bekannt. Die Schiffe können uns zwischen den Wellen und in der Nacht auch auf Sichtweite kaum sehen, nehmen uns aber auf Radar wahr. Ausnahmslos alle dicken Pöte reagieren super freundlich, nehmen Rücksicht und ändern ihren Kurs, damit wir tapfer auf unserem Weg weiter Achtibahn fahren können. Der eine oder andere hat sich wohl gedacht, was diese crazy sailors bei diesem Wind in diese Richtung gerade hier zu suchen haben?

Und gerade in dieser Traffic Zone und mitten in der Nacht reissen die Schoten des Trinquette Segels! Nicht dass wir gerade geschlafen hätten, daran war in diesem Schüttelbecher, dem immensen Lärmpegel des schwerarbeitenden Bootes, dem Heulen des Windes und Rauschen des Wassers und dem regelmässig piependen Radar Alarm eh nicht zu denken. Nein, aber es bedeutet, dass Sven auf dem wild stampfenden Schiff aufs Vordeck muss, natürlich von mehreren Wellen eine Volldusche kriegt, die wild schlagenden Leinenenden kappen, die neuen Schoten anbändseln, einfädeln und zurück ins Cockpit führen muss. Während dessen hält Gerda das Schiff auf Kurs, versucht den schlimmeren Brechern auszuweichen, behält Sven im Auge und die Tanker auf Distanz. Und dann macht sich auch noch der Running Back Stag frei, schletzt wild wie eine Peitsche übers Cockpit und Heck und - fast – in den Windstrompropeller, bevor Gerda ihn bändigen und wieder zur Unterstützung der Mast Abspannung festzurren kann.  So, genug Räubergeschichten …

Alle Stunts gut gelaufen, die grossen Pöte verjagt und irgendwann kommt man immer an und endlich, im Lee der Küste gibt der Wind ab und wir laufen in den Ria (span. Fjord) von Camarina zum kleinen Fischerdorf Muxia ein.

Der Marinero freut sich mit uns über die vollendete Atlantiküberquerung, macht ein Foto von uns in der untergehenden Sonne und schenkt uns eine Flasche Spritzwein zum Feiern!


Horta verlassen wir bei Nebel

1 der 9 tollen Sonnenuntergänge
Vorspeise mit der letzten verbliebenen Tomate 
Sünnele wie beim Skifahren auf der Rest. Milez Terrasse
gut gesegelt, Käpt'n Sven

Dienstag, 12. Juli 2016

Bordleben auf Passage

12. Juli 2016
UTC 1200
43°45 N 015°36 W
Kurs 70°
Log 694 sm
to go 360 sm
Durchschnitt Tagesetmal 115 sm

Seit 6 Tagen unterwegs. Horta verlassen wir bei Nebel und einer Sichtweite von 300 m. Schade, hätten wir doch dem Pico und der Insel Fajal gerne zum Abschied gewunken. Zum Glück streift der Nebel nur um die Inseln herum und nach 2 Stunden segeln wir bei Sonnenschein in Richtung nordöstlich gelegener Insel Graciosa. Erst nach Dämmerung erreichen wir die Höhe dieser Insel. Es gluschtet uns, doch noch abzubiegen und noch eine weitere Insel zu besuchen, noch ein bisschen länger in unseren Inselwelten zu verweilen.
Doch der Windgott schickt uns weiter. Wir wollen uns das Wetterfenster nach Spanien nicht entgehen lassen und schlussendlich auf den Azoren hängen bleiben. Deshalb halten wir Kurs und blicken wehmütig auf Graciosa hinüber, nehmen Abschied von den Azoren, der letzten angelaufenen Inselgruppe unserer Reise. Durch Strassenlichter erhellt scheinen die Dörfer weit durch die Nacht zu uns und die Umrisse der Insel sind klar zu erkennen.

Nun geht's Richtung Nordspanien. Leichter, angenehmer Wind zwischen 3 - 4 Bft ist angesagt und er hält sich an die Prognosen. Besser noch, als für den 5. Tag Flaute angesagt ist, bleibt er uns erhalten. Wir liegen knapp vor dem nahenden Hochdruck Gebiet, welches Flaute mit sich bringt. Doch noch segeln wir und mit dem durschnittlichen Tagesetmal von 115 sm. Wir sind zwar etwas langsamer als auf anderen Passagen, dafür aber konstant und gemütlich unterwegs.

Schön verteilt auf die Tage treffen wir zweimal Gruppen von Delfinen, 2 Schildkröten, zig Quallen der Art Portugisiesche Galeere und einen riesigen Spermwal. Wir sehen nur seinen langen Rücken und hören sein tiefes Schnaufen. Ich glaube er war am Schlafen und zum Glück seitlich versetzt uns entgegen geschwommen - also keine Gefahr für ihn und uns - ein mächtiges Urviech.

Nur wenig Schiffverkehr treffen wir an. Die Seglerkommune hat sich in Horta aufgeteilt. Nach der Atlantiküberquerung sind die Wege nun wieder offener: die einen zieht ins Mittelmeer, die anderen an die spanische/portugiesische Küste oder dann nach Norden über die Biskaya. In Horta haben wir uns von der australischen Taipan verabschiedet, in der Hoffnung, Kris und Dave später mal in der Schweiz auf Ihrer Ueberlandreise durch Europa wieder zu sehen. Vorerst will Taipan Irland und das vereinigte Königreich besuchen.
Die englische Hunda wählt für das Winter Halbjahr den Weg ins warme Südspanien. Greta May ist noch unterwegs. Jane und Dave werden Horta nach unserer Abreise erreichen und wir werden sie leider verpassen. Ihr Heimathafen liegt in Wales und dies ist ja "nur" ein Katzensprung von der Bretagne weg, oder? Hoffentlich ergibt sich ein Wiedersehen.

Abschiedsgefühle von unseren Freunden, Endstimmung und Dankbarkeit über unsere lange und bald endende Atlantikreise prägen unsere letzte lange Passage. Obwohl wir wohl die langen Passagen kaum vermissen werden, waren sie doch immer ein herausfordernder und intensiver Teil unseres Segeltörns. Wir erleben nochmals intensiv die langen Stunden im Cockpit, die sternenklaren Nächte, die Einsamkeit auf See, den ewigen Puls der See, die ständige Müdigkeit wegen Schlafmangels und die immerwährende Sehnsucht nach baldigem Landfall.

Ein Frachter kreuzt heute morgen nur etwa 1 Seemeile entfernt unseren Weg. Endlich wiedermal was anderes als Blau zu sehen. Freundlich hupt er uns zum Gruss mit seinem tiefen dröhnenden Horn. Ein kurzer Schwatz über Funk bringt wohl beiden Schiffen Abwechslung in den langen Tag auf See. Antwerp Trader ist leer, gut sichtbar ist seine freie Wasserlinie. Er kommt von Dänemark und will in nur 12 Tagen im neu eröffneten Panamakanal sein. Ja diese Frachter sind bis zu viermal schneller unterwegs als Safari Njema und nebenbei gesagt natürlich nicht auf Wind und Strom angewiesen.

Wir hingegen nehmen was uns die nächsten Tage bringen: wahrscheinlich 1 Tag Flaute und leichte Winde bis uns Gegenwind ums Kap Ortegal am Ende der Woche das Seglerleben erschweren wird. Malsehen wo wir landen, ob wir das Kap Ortegal runden können oder La Coruna ansteuern werden.
Europa wir kommen!

Dienstag, 5. Juli 2016

Fajal und Pico

Marina von Horta mit der Insel Pico im Hintergrund
Vier Wochen schon geniessen wir die Azoren. Fajal und Pico bieten uns wie bereits Flores ein abwechslungsreiches Programm. Horta ist eine lebendige kleine Stadt mit vielen Allerlei Geschäften, netten Cafés, einem hübschen Strand wo sich die Dorfjugend tummelt und natürlich der vollen Marina wo sich hunderte von Segelschiffen dicht gedrängt von den Atlantikpassagen erholen.
Die Hafenstadt Horta auf Fajal
Windmühlen und Hortensien - typische Merkmale der Azoren
Seit Jahrzehnten der ultimative Seglertreff in Horta
 Inzwischen zu einer Sehenswürdigkeit selbst geworden, sind die vielen Erinnerungsmalereien der Seglercrews. Die ganze Hafenmole ist voll mit persönlichen Malereien. Es ist schön die Spuren von Seglerfreunden zu finden, die wir unterwegs, zum Teil schon länger her mal getroffen haben.



Per Fahrrad und per Pedes erkunden wir die Insel, spazieren über die umliegenden Hügel, erklimmen den rauhe Vulkankrater per Velo und strapazieren die Drahtesel wie Mountain Bikes. Langsam kehrt unsere Fitness zurück.




Sonntagnachmittag Velotour zur Bergkapelle wo wir spontan auf ein Volksfest treffen
Schweinchen auf dem Grill für alle 

Westliches Ende von Fajal
Ein Highlight erleben wir auf der Insel Pico, wo wir den Vulkan mit gleichem Namen auf einer strengen Wanderung erklimmen und eine Höhe von 2351 Meter über Meer erreichen und ein grenzenloses Nebelmeer geniessen dürfen.


Ueber den Wolken ...
Bruder Sven ...
Blick zurück auf die Nachbarsinsel Fajal, wo Safari Njema auf uns wartet
Gipfelfoto
Zwischendurch tun wir Safari Njema Gutes, untersuchen das Rumpfinnere auf Rost, schleifen die paar Stellen sauber und malen die üblichen 8 Anstriche an, was eigentlich keine grosse Arbeit ist, aber wegen den Farbtrocknungszeiten über Tage dauert und das Schiffsinnere in eine Werkstatt verwandelt.


Weil der Wind für das Weitersegeln nach Europa  fehlt, stauen sich die Boote im Hafen. Unter den Seglern kennt und trifft man sich, zum Teil schon seit Wochen und seit den gegenüberliegenden Ufern des Atlantiks.

Mit Kris und Dave von der Taipan verbringen wir gemütliche Abende und besuchen die Europa
Die schöne Bark Europa von Holland liegt auch im Hafen. Wir lernen Finn im traditionsreichen Café Peter in Horta kennen.  Als Rigg Verantwortlicher bietet er uns einen Besuch auf der Europa an. Die Europa segelt weltweit als Charterschiff. Nebst einer Stammcrew von rund 14 Personen können sich zahlende Gäste zur Mitfahrt und Mitarbeit anmelden. Die Europa wurde bereits 1911 als antriebslos als Feuerschiff auf der Elbe vom Stapel gelassen. In den 80er Jahren general überholt und zum Charter Segelschiff ausgebaut. Im Schiffsinnern wurde traditionell viel Mahagoni und Messing verbaut. Die nächste Etappe führt von den Azoren nach Brest in die Bretagne zum grossen Treffen der Traditionssegelschiffe. Für diese Etappe ist Europa mit total 60 Personen an Bord ausgebucht. Doch wer Interesse hat kann sich an



Deckshaus Europa



Messe


Finn mit Safari Njema und Taipan Crew
Nun wird es auch für uns Zeit abzulegen. Morgen, Mittwoch 6. Juli 2016 segeln wir los und stellen uns dem letzten Viertel  der Atlantiküberquerung – rund 1000 Seemeilen bis zum Cap Ortegal in Galizien, Nordspanien.